Ein Mann versucht in Detroit ein Flugzeug mit 290 Passagieren an Bord in die Luft zu sprengen. Das Vorhaben scheitert dank eines glücklichen Zufalls. Und kaum, dass al Kaida sich zu dem Anschlagsversuch bekennt, überbieten sich die Anti-Terror-Krieger im blinden Aktionismus, als hätten sie nur darauf gewartet, endlich mal wieder eine Gelegenheit zu bekommen für ihre absurden Ideen im Kampf gegen das Böse.
Da schlägt eine kanadische Fluggesellschaft ernsthaft vor, Passagieren solle künftig die Mitnahme von Handgepäck verboten werden. Hilfreich sei es auch, wenn die die Passagiere während des Fluges nicht aufstehen dürften. Die USA wiederum wollen die Kriterien für ihre inzwischen schon eine halbe Million Personen umfassende Gefährderliste überarbeiten und vorsorglich noch mehr Menschen noch eher aufnehmen - und ignorieren dabei, dass der Attentäter von Detroit auf eben dieser Liste stand, ohne dass ihn das am Fliegen gehindert hätte. So wie es auch die Attentäter des 11. September nicht hinderte, unbehelligt in die Flugzeuge zu steigen, obwohl sie auf der Liste standen.
Vorschläge aus der Mottenkiste
Und während Vertreter der schwarz-gelben deutschen Regierungskoalition eifrig die umstrittenen Nacktscanner wieder aus der Mottenkiste holen, will Frankreich mit geradezu naiver Einfältigkeit Fluggesellschaften zu etwas verpflichten, was in den meisten Ländern längst Realität ist. Nämlich bereits bei der Reservierung personenbezogene Daten der Passagiere zu erheben, wie etwa Kreditkartennummer, Postanschrift, Telefonnummer und Mailadresse. Als könnten damit Anschläge verhindert werden. Mal davon abgesehen, dass ein Attentäter kaum seine wahre Anschrift angeben wird, wenn er doch jederzeit auf gefälschte Dokumente zurückgreifen kann, die es im Internet schon für ein paar Dollar gibt.
Flugverbot für Privatpersonen?
Die terroristischen Anschlagsplaner dieser Welt werden andere und immer perfidere Wege finden, ihre Ziele zu verwirklichen und damit auch wieder immer neue Verbote herausfordern. Zu Recht verweisen Piloten- und Polizeigewerkschaften darauf, dass es schon jetzt genug Möglichkeiten gibt, die geplanten Sicherheitsvorkehrungen zu umgehen.
Wo also soll das Ganze enden? Wird es demnächst sicherheitshalber ein generelles Flugverbot für Privatpersonen geben? Muss der Mallorca-Urlaub dann per Bahn angegangen werden? Und wie soll in den Zügen die Sicherheit gewährleistet werden? Mit dem Einsatz von Nacktscannern an allen Bahnhöfen? Oder mittels einer zuvor von jedem Reisenden einzuholenden Unbedenklichkeitsbescheinigung von Bundeskriminalamt, Verfassungsschutz und Bundesnachrichtendienst?

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Nichts Neues von Barack Obama
Die simple Wahrheit ist: Es kann und wird keine absolute Sicherheit geben. Nicht beim Fliegen, nicht beim Zug fahren und auch nicht beim Kaffeetrinken im Bistro um die Ecke. Wäre die Politik bereit, sich dieser Wahrheit zu stellen und auf immer neue, immer absurdere Sicherheitsvorkehrungen zu verzichten, könnte sie sich endlich einmal ernsthafte Gedanken darüber machen, wie es zu schaffen ist, dem weltweiten Terror den Nährboden zu entziehen. Das war, auch wenn es inzwischen in Vergessenheit geraten ist, nach den Anschlägen vom September 2001 immerhin einmal das erklärte Ziel nicht nur der US-amerikanischen Regierung.
Doch bislang ist von politischen Aktivitäten, wie langfristiger wirtschaftlicher Entwicklungshilfe, Bildungskampagnen und der Bekämpfung von Armut und Hunger in der Welt wenig zu merken.