Eigentlich heißt sie dpa, wie Deutsche Presse-Agentur. Aber manchmal tut sie so, als sei sie die dba – die Deutsche Behörden-Agentur.
Ich bin mir eigentlich ganz sicher, dass bei dpa viele professionelle Journalisten arbeiten. Aber irgend etwas in dieser Agentur drängt deren Mitarbeiter dazu, sich zu allererst an offizielle Statements zu halten. Behörden haben irgendwie immer recht – das scheint man bei dpa allzu oft zu glauben.
Veröffentlicht eine Zeitung Vorwürfe gegen Behörden, zum Beispiel wir, dann greift die dpa bevorzugt das Dementi auf oder andere offizielle Stellungnahmen, die den Fall in milderem Licht erscheinen lassen. Egal, ob es um hohe Renditezusagen für den Mautbetreiber Toll Collect geht oder neue Milliardengarantien für die Pleitebank HRE – für dpa ist die Wahrheit gerne das, was die Behörde sagt. Alles andere sind „Spekulationen“.
So ähnlich war es gestern, als wir enthüllten, dass ein polizeibekannter Islamist ausgerechnet als Wachschützer auf dem Gelände des künftigen Berliner Großflughafens BER eingesetzt war. Während Agenturen wie dapd oder afp relativ rasch reagierten und ausführlich aus unserer Vorabmeldung zitierten, wartete dpa fünf Stunden ab und konzentrierte sich dann auf Behördenstatements.
Damit wir uns nicht missverstehen: Natürlich gebietet es die Berufsethik, Meldungen nicht einfach ungeprüft zu übernehmen. Die dpa-Kollegen tun ihre Pflicht, wenn sie Behörden zu Vorwürfen befragen, die andere Medien erheben. Fragwürdig wird es dann, wenn Journalisten im Zweifel vor allem den offiziellen Stellen glauben und deren Darstellung einen besonders hohen Wert beimessen - selbst wenn deren Version umstritten ist.
Die Regierung hat immer recht – dieses Prinzip trieb dpa vor knapp einem Jahr auf die Spitze. Da ging es ebenfalls um Vorgänge in Brandenburg. Ich hatte über fragwürdige Immobiliengeschäfte in Potsdam recherchiert, verantwortet von dem heutigen Ministerpräsidenten Matthias Platzeck (SPD). Dpa ließ dazu – logo - Platzeck zu Wort kommen, sogar mit einem Vorwurf an meine Adresse: Ich hätte ja vor der Veröffentlichung ein Angebot zur Akteneinsicht bekommen, das ich aber nicht wahrgenommen hätte.
Die Behauptung des Ministerpräsidenten war falsch. Ich hatte das Angebot zur Akteneinsicht sehr wohl angenommen. Aber diesen Vorwurf des Politikers an mich, den Journalisten, verbreitete dpa dennoch einfach so, ohne vorher meine Stellungnahme einzuholen. Einfache Bürger haben bei dpa offenbar schon mal mindere Rechte, verglichen mit mächtigen Regierenden. Ich musste erst bei der Agentur anrufen und darauf bestehen, ebenfalls zu dem Vorgang gehört zu werden. Was die dortige Kollegin nach einigem Zögern dann auch tat. Worauf Platzecks Regierungssprecher mir eine SMS schickte: „Sehr geehrter Herr Tillack, in Ihrer letzten Wortmeldung haben Sie recht!“
Vorwürfe, die von den Behörden bestätigt werden - die haben dann halt auch eine Chance bei dpa.