Im Skandal um den illegalen Transport von tausenden Tonnen Müll aus Deutschland nach Tschechien hat die nordböhmische Polizei am Donnerstag einen 53-jährigen Deutschen verhaftet. Die Polizei erstattete zusätzlich Anzeige gegen fünf Tschechen. Die sechs Männer seien dringend verdächtig, in mindestens 90 Fällen rechtswidrig Abfall aus Deutschland in böhmischen Gemeinden deponiert zu haben, sagte Staatsanwältin Zdenka Bendova am Donnerstag in Usti nad Labem (Aussig). Gegen weitere 20 Personen werde ermittelt. Den deutschen Behörden warf Bendova "mangelnde Zusammenarbeit" vor.
Der angeblich aus Sachsen-Anhalt stammende Deutsche soll als Mitarbeiter einer mittelböhmischen Firma deutschen Kommunen falsche Versprechungen hinsichtlich des Deponierens von Müll in Tschechien gemacht haben. Die tschechischen Verdächtigen sollen unter anderem Abfall aus Drebkau (Brandenburg) transportiert und mit Unternehmen aus Halle (Sachsen-Anhalt) und München zusammengearbeitet haben. Man habe Fälle dokumentiert, in denen Tschechen insgesamt 230.000 Euro kassiert hätten, sagte ein Justizsprecher in Prag. Es sei aber denkbar, dass die deutsche Seite getäuscht worden sei. Den Verdächtigen drohen fünf Jahre Haft.
Lastwagen mit Müll am Grenzübergang abgewiesen
Zu einem am Dienstag gestellten Ultimatum an deutsche Behörden, den Müll sofort zurückzunehmen, teilte das Umweltministerium in Prag mit, man versuche, das Problem in bilateralen Gesprächen zu lösen. Unterdessen reißt der illegale "Abfall-Export" nicht ab: Am sächsisch-böhmischen Grenzübergang Rumburg hätten tschechische Zöllner einen Lastwagen mit Müll abgewiesen, dessen Fahrer nicht entsprechende Frachtpapiere gehabt habe, teilte die Polizei in Prag mit. In den vergangenen Wochen waren insgesamt 20.000 Tonnen Unrat aus Deutschland rechtswidrig in Tschechien deponiert worden.