Walter Hirche Mann der leisen Töne

Seine Konkurrenten sind fast zwanzig Jahre jünger. Hirche sieht's gelassen: "Am Ende zählt Kompetenz und Erfahrung genauso wie jugendliche Dynamik."

Elf Tage nach der Landtagswahl wird Hirche seinen 62. Geburtstag feiern. Dass SPD und CDU mit fast 20 Jahre jüngeren Kandidaten ins Rennen gehen, sieht er gelassen: "Am Ende zählt - auch in den Augen der Bevölkerung - Kompetenz und Erfahrung genauso wie jugendliche Dynamik."

"Aufregendster Posten"

Erfahrung bringt der Liberale in der Tat mit. 1974 zog er erstmals in den Niedersächsischen Landtag ein. Zwischen 1986 und 1990 war er unter Ministerpräsident Ernst Albrecht (CDU) Wirtschaftsminister. Von 1990 bis 1994 übernahm er dieses Amt in Brandenburg unter dem SPD- Ministerpräsidenten Manfred Stolpe, sein "aufregendster Posten", wie er rückblickend sagt. 1994 wechselte Hirche in den Bundestag und wurde für vier Jahre Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesumweltministerium.

Im selben Jahr flog die FDP aus dem Landtag in Hannover. Hirche übernahm den Landesvorsitz. Schon für die Landtagswahl 1998 hatte er Ambitionen für den Posten des Wirtschaftsministers in Hannover. Doch die FDP scheiterte mit 4,9 Prozent erneut knapp an der Fünf-Prozent-Hürde.

Nach 7,1 Prozent in Niedersachsen bei der jüngsten Bundestagswahl sah die Ausgangslage für die Landtagswahl zunächst günstig aus. Doch Hirche, der seinen Anspruch auf die Spitzenkandidatur schon im Mai 2001 angemeldet hatte, muss nun plötzlich gegen die Auswirkungen der Möllemann-Affäre kämpfen. Jüngste Umfragen sehen die FDP nur noch bei 5 Prozent.

Schonungslose Aufklärung

Immer wieder hat Hirche daher mit einer Schärfe, die ihm sonst eher fremd ist, eine schnelle und schonungslose Aufklärung der Flugblatt- und Spendenaffäre verlangt. "Ich bin nicht bereit, mir einen Wahlerfolg in Niedersachsen durch was auch immer in Nordrhein- Westfalen kaputt machen zu lassen." Eigentlich ist Hirche aber eher ein Mann der leisen Töne. "Ich bin stärker an Sacharbeit orientiert und habe vielleicht eine gewisse Schwäche im Eigen-Marketing."

Der in Leipzig geborene Politiker ist verheiratet und hat zwei erwachsene Söhne. Er engagiert sich ehrenamtlich in der deutschen UNESCO-Kommission, deren Präsident er im vergangenen November wurde.

DPA

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