Monate lang hatte die "Scharnhorst" untätig in den Fjorden Nordnorwegens gelegen, als sich Weihnachten 1943 die Chance zum Angriff zu bieten schien. Ein wertvoller alliierter Konvoi für Murmansk dampfte heran. Zwar schwante führenden Marineoffizieren, es könne sich um eine Falle handeln. Aber der Zwang, sich zu beweisen, war stärker. Am Silvestertag 1942 hatte eine deutsche Kampfgruppe eine Erfolg versprechende Geleitzugschlacht abgebrochen, als britische Zerstörer auftauchten, und Hitler hatte getobt und verlangt, alle deutschen Dickschiffe sofort zu verschrotten.
Es war eine Falle, die Admiral Bruce Fraser den Deutschen gestellt hatte, und die "Scharnhorst" tappte prompt hinein. In schwerer See und arktischer Nacht, mit primitiven Funkmessgeräten, die dem Radar britischer Schiffe weit unterlegen waren, auch ohne Schutz durch eigene Zerstörer und U-Boote, sah sich das deutsche Schlachtschiff von 13 britischen Kriegsschiffen umzingelt, die es erbarmungslos mit panzerbrechenden Granaten und Torpedos zusammenschossen, bis es kenterte und sank. Ohne sich um die Überlebenden in der eisigen See zu kümmern, befahl Admiral Fraser seinen Schiffen den Abmarsch nach Murmansk. Nur 36 der 1968 Seeleute der "Scharnhorst" überlebten den Untergang.
Buch-Tipp
Alf R. Jacobsen: Die Scharnhorst. Untergang und Entdeckung des legendären Schlachtschiffs. Ullstein Verlag, Berlin-München 320 S., 22,- Euro (ISBN 3-550-07594-4).
Erstmals Quellen aller beteiligten Seiten verwendet
Es war die letzte klassische Seeschlacht in euro-atlantischen Gewässern und ist schon oft geschildert worden. Doch dem norwegischen Fernsehreporter Alf R. Jacobsen standen für sein Buch "Die Scharnhorst" erstmals Quellen aller beteiligten Seiten zur Verfügung. Auch würdigt er den Beitrag norwegischer Widerstandskämpfer bei der Beobachtung der Aktivitäten der Schlachtschiffe "Scharnhorst" und "Tirpitz" im Altafjord und Langfjord. So kommt er zu einer ebenso packenden wie objektiven Darstellung. Und er hatte sich in den Kopf gesetzt, auch das Wrack der "Scharnhorst" zu finden. Das gelang ihm: Das Schlachtschiff liegt kieloben 66 Seemeilen nordöstlich des Nordkaps in 300 Meter Tiefe, das lange Vorschiff im rechten Winkel abgeknickt.