Lange Zeit hätte wohl niemand erwartet, dass ausgerechnet Rabin, der Held des Sechs-Tage-Krieges, einmal zum Märtyrer für den Frieden werden könnte. Im Juni 1967 eroberte er als Generalstabschef der israelischen Streitkräfte das von Jordanien verwaltete Westjordanland, die ägyptische Sinai-Halbinsel und die syrischen Golan-Höhen. Erst danach entschied er sich für eine politische Karriere, ließ sich 1973 für die Arbeitspartei ins Parlament wählen und wurde 1974 Ministerpräsident. Drei Jahre später trat er wegen eines Devisenvergehens seiner Frau Lea zurück.
1984 berief der damalige Ministerpräsident Peres Rabin zum Verteidigungsminister. In dieser Zeit zeigte er sich als gnadenloser Hardliner gegenüber der ersten Intifada der Palästinenser. Man sollte ihre Hände und Beine brechen, soll er einmal über die Aufständischen gesagt haben. Andererseits vollzog er den Rückzug der israelischen Streitkräfte aus dem Libanon. Anfang der 90er Jahre wurde Rabin zum wichtigsten Fürsprecher des fortschreitenden Friedensprozesses und gewann mit diesem Programm 1992 als Spitzenkandidat der Arbeitspartei die Parlamentswahl. In seine zweite Amtszeit als Regierungschef fielen die Friedensverträge von Oslo, die ihn schließlich das Leben kosteten. Unter Rabins Nachfolger Peres und dessen späteren Nachfolgern Benjamin Netanjahu vom rechtskonservativen Likud-Block und Ehud Barak von der Arbeitspartei gingen die Friedensgespräche trotz gelegentlicher Rückschläge weiter, doch scheiterten sie trotz Vermittlungsbemühungen des damaligen US-Präsidenten Bill Clinton im Juli 2000 in Camp David.
Spirale aus Gewalt und Gegengewalt
Daraufhin nahmen die Spannungen zu. Als der damalige israelische Oppositionsführer und heutige Ministerpräsident Ariel Scharon dann am 28. September 2000 den Jerusalemer Tempelberg besuchte - eine der heiligsten Stätten der Muslime -, lief das Fass über. Seitdem dreht sich eine Spirale der Gewalt und Gegengewalt. Dennoch gab es immer wieder Hoffnungsschimmer. Die so genannte Road Map hat den Friedensprozess mehrfach neu angekurbelt.
Der im Februar geschlossene Waffenstillstand hat zweifellos zur Eindämmung der Gewalt auf beiden Seiten beigetragen. Und inzwischen hat sich Israel aus dem Gazastreifen und vier Siedlungen im Westjordanland zurückgezogen. Doch die gewaltsamen Auseinandersetzungen der letzten Tage lassen wieder an den Erfolgsaussichten eines dauerhaften Friedens zweifeln. Rabins politisches Vermächtnis ist noch lange nicht erfüllt.