Einst war er ihr Opfer, später Namensgeber der kollektiven Verweigerungshaltung: Der englische Gutsverwalter Charles Cunningham Boycott war ein verhasster Zeitgenosse.
Der am 12. März 1832 geborene ehemalige Offizier der britischen Armee heuert nach Ende seiner Militärzeit beim Earl of Erne als Gutsverwalter für dessen Ländereien in der irischen Grafschaft Mayo auf der Insel Archill an. Schnell erarbeitet er sich den Ruf eines Leuteschinders der übelsten Sorte. Boycott treibt die Pachtzinsen von seinen unter Missernten leidenden Bauern in einer derartigen Härte ein, dass diese auf die Barrikaden gehen: Niemand arbeitet mehr für ihn, niemand kauft etwas von ihm, niemand verkauft etwas an ihn.
Boycott setzt in seiner Verzweiflung arbeitslose, loyale protestantische Arbeiter aus der Grafschaft Ulster ein, um wenigstens die Kartoffelernte zu retten. Die müssen jedoch von einem derart großen Militäraufgebot vor zornigen Pächtern geschützt werden, dass die Kosten dafür den Ernteertrag bei weitem Übersteigen. Boycott bleibt nichts anderes übrig, als Irland zu verlassen.
Daraufhin kündigen alle Pächter und Landarbeiter die Verträge. Die 1879 gegründete oppositionelle "Irische Landliga" billigt ihnen in einem Beschluss offiziell zu, Boycott zu meiden und keinerlei Geschäfte mehr mit ihm zu machen. Der Bergiff "boykottieren" ist geboren.