"heute wichtig" Friedensforscherin zur Ukraine: "Die Frage ist, ob der Krieg überhaupt endet"

Prof. Ursula Schröder
Prof. Ursula Schröder: "Die Szenarien, die wir hier durchspielen, sind sehr pessimistisch, was die Dauer des Krieges angeht. Die Frage ist, ob der Krieg überhaupt endet."
© IFSH
Wann der Krieg in der Ukraine endet, kann Friedensforscherin Prof. Ursula Schröder natürlich nicht vorhersagen. Ein klares Szenario, wie der Frieden einkehren könnte, gibt es nicht – dafür aber viele Ansätze, die die Meinungen auseinanderdriften lassen.

Unlängst haben wieder einige deutsche Prominente – etwa Autorin Juli Zeh oder Wissenschaftsjournalist Ranga Yogeshwar – in einem offenen Brief von der Politik gefordert, den Ukraine-Krieg durch Verhandlungen zu beenden und erneut in Frage gestellt, ob Waffenlieferungen der richtige Weg sind.

Die Vorstellung, den Krieg in der Ukraine über einen "aktuell zu fordernden Waffenstillstand" zu beenden, sei nicht realistisch, sagt die Friedensforscherin Prof. Ursula Schröder in der 310. Ausgabe des Podcasts “heute wichtig": "Wir haben es hier mit einem extrem brutalen Angriffskrieg zu tun. Würden die Waffenlieferungen jetzt einfach ausgesetzt, hieße das, dass sich die Ukraine schlechter verteidigen und garantiert nicht verhandeln kann - weil es einfach keinen Verhandlungstisch gäbe."  

Laut Prof. Schröder, verlängern Waffenlieferungen zweifelsohne den Krieg – eine Verlängerung, die aber gewollt ist. Denn ein Ende des Krieges, würde aktuell einen Sieg Russlands bedeuten. "Die westliche Allianz aber will der Ukraine ermöglichen aus einer Position der Stärke zu verhandeln", sagt sie im Gespräch mit “heute wichtig”-Host Michel Abdollahi, auch wenn unklar sei, ob das funktionieren wird. 

Michel Abdollahi
© TVNOW / Andreas Friese

Podcast "heute wichtig"

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Ein Ende des Krieges in der Ukraine wohl in weiter Ferne 

Die Szenarien, die in der Friedensforschung durchgespielt werden, sind laut Prof. Schröder sehr pessimistisch, was die Dauer des Krieges in der Ukraine angeht: "Die Frage ist, ob der Krieg überhaupt endet."  

Auf lange Sicht sind diplomatische Lösungen voraussichtlich alternativlos, meint die Friedensforscherin, "aber die diplomatische Lösung liegt jetzt noch nicht auf dem Tisch." Zuerst müsse von allen Kriegsparteien erkannt werden, dass die militärischen Ziele nicht umzusetzen sind.  

Wenn Prof. Ursula Schröder in die Zukunft blickt, dann hat sich die Weltordnung aus ihrer Sicht verändert und wird sich noch verändern. Hineingefallen in eine Zeit vieler weiterer Krisen - die Pandemie, die Klimakrise, Hunger und Ungleichheit - verstärke dieser Krieg noch diese Tendenzen und schädigt die internationale Kooperation, die benötigt wird, um diese Krisen zu bekämpfen. "Die neue Weltordnung wird messy, sie wird kompliziert. Vermutlich haben wir es mit dem Ende der liberalen Weltordnung zu tun."  

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