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Proteste in Russland Brachiale Gewalt: Diese Aufnahmen werden zu Sinnbildern der Willkür des Systems Putin

Proteste in Russland: In Sankt Petersburg wird ein Demonstrant mit Gewalt festgenommen 
Proteste in Russland: In Sankt Petersburg wird ein Demonstrant mit Gewalt festgenommen 
© Alexander Demianchuk / Picture Alliance
Demonstranten mit Knüppeln zusammengeschlagen, Frauen zu Boden getreten, Kinder abgeführt – den Massenprotesten in Russland begegneten die Sicherheitskräfte des Kremls mit brachialer Gewalt. Videoaufnahmen zeigen das erschreckende Ausmaß der Willkür.

Aus dem berüchtigten Moskauer Gefängnis "Matrosenruhe" hat Alexej Nawalny zu Protesten aufgerufen. Und die Russen kamen: in Moskau, Sankt Petersburg, Kasan, Nowosibirsk, Omsk und vielen anderen Städten. Sogar in Jakutsk gingen die Menschen auf die Straße – bei Temperaturen um minus 50 Grad. Der Protest dehnte sich über das gesamte Land aus, von Wladiwostok im äußersten Osten bis zu der russischen Enklave im Westen, Kaliningrad. In 125 Städten skandierten die Menschen "Freiheit für Nawalny" und "Putin, hau ab!". "Nieder mit dem Zaren", riefen sie vor dem Winterpalast in Sankt Petersburg, in Jekaterinburg bewarfen sie die Polizei mit Schneebällen.

Proteste in Russland: Kräfte der Omon-Sondereinheit führen einen Demonstranten ab
Proteste in Moskau: Kräfte der Omon-Sondereinheit führen einen Demonstranten ab. In ganz Russland wurden mindestens 3500 Personen festgenommen. 
© Sergei Savostyanov / Picture Alliance

Der Kreml griff hart gegen die Demonstranten durch und ließ seinen riesigen Machtapparat aufmarschieren. Nach Angaben von Bürgerrechtlern sind am vergangenen Samstag mehr als 3500 Menschen festgenommen worden. Allein in Moskau habe es etwa 1360 Festnahmen gegeben, teilte die Organisation OWD Info am Sonntag mit. 

Insbesondere die Sondereinheit Omon – eine Einheit der russischen Nationalgarde, die im Unterschied zur normalen Polizei direkt dem Innenministerium untersteht – griff zu brachialen Methoden und ging mit erschreckender Brutalität gegen die Demonstranten vor. 

Obwohl die Sondereinheiten gezielt gegen jene vorgingen, die das Geschehen auf den Straßen filmten, entstanden überall in Russland Aufnahmen, die nun zu Sinnbildern der Willkür des Systems Putin werden.

Omon-Einheiten greifen zu Knüppeln 

In Moskau griffen die Omon-Einheiten zu ihren berüchtigten Schlagstöcken. Für jeden festgenommenen Demonstranten ritzen sie sich eine Kerbe in ihre Knüppel, erzählt man sich.

Bis in die Nacht hinein dauerten die gewaltsamen Festnahmen an. 

Gegen Frauen und Kinder 

Reporter des unabhängigen TV-Senders Dozhd filmten zufällig, wie die Männer der Sondereinheit zwei Frauen verprügeln, eine von ihnen soll schwanger sein.

Auch vor Kindern machten die Sicherheitskräfte nicht halt. Diese Aufnahme zeigt, wie Polizisten einen offensichtlich minderjährigen Jungen abführen wollen.

Gewaltsame Festnahmen 

Dieses Video aus Krasnojarsk zeigt, wie Nationalgardisten Demonstranten buchstäblich über das mit einer Eisschicht überzogene Pflaster schleifen.

Sankt Petersburg

Ein Akt der Gewalt in Sankt Petersburg erregt besondere Empörung. Dort trat ein Beamter des Polizeipatrouillenregiments eine ältere Frau mit voller Wucht in den Bauch. Dabei hatte die Passantin die Sicherheitskräfte, die gerade einen Mann abführten, nur gefragt, warum sie das tun. Als Antwort bekam sie einen Tritt in den Bauch. Die Frau fiel hin, schlug mit dem Hinterkopf auf den Boden und musste ins Krankenhaus gebracht werden. Die Wut über diesen Übergriff ist in Russland inzwischen so groß, dass sich der Polizist bei der Frau im Krankenhaus entschuldigen musste, was äußerst selten vorkommt. Auch sein Vorgesetzter stammelte eine Entschuldigung ins Telefon.

Weitere Proteste in Russland angekündigt 

Die Demonstrationen gelten als wichtiger Test für die Mobilisierungsfähigkeiten der russischen Opposition. In Russland finden Ende des Jahres Duma-Wahlen statt. Der Nawalny-Verbündete Leonid Wolkow sagte, er sei "stolz, sehr beeindruckt und inspiriert" angesichts der hohen Beteiligung an den Demonstrationen. Die landesweite Teilnehmerzahl an den Protesten bezifferte er auf 250.000 bis 300.000. Nawalny-Vertraute rufen nun zu neuen Protesten am kommenden Sonntag auf.

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