Im Iran sind zwei deutsche Bildungs- und Kulturzentren wegen "illegaler Aktivitäten und Finanzbetrugs" geschlossen worden. Dies meldete der Informationsdienst der Justizbehörden, Misan, am Dienstag. Dieser veröffentlichte Fotos, auf denen zu sehen ist, wie Sicherheitskräfte ein Schild des Deutschen Sprachinstituts Teheran entfernen, das der deutschen Botschaft in der iranischen Hauptstadt zugeordnet ist. Die Identität der zweiten Einrichtung war zunächst unklar.
"Wir verurteilen das Vorgehen der iranischen Sicherheitsbehörden gegen das Deutsche Sprachinstitut Teheran", erklärte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes. Das Institut sei ein "beliebter und anerkannter Ort der Begegnung", in dem sich Menschen mit "viel persönlichem Einsatz unter schwierigen Bedingungen" für den Spracherwerb einsetzen. Zugleich hieß es, der iranische Botschafter in Berlin werde einbestellt. "Wir fordern die neue iranische Regierung auf, die Aufnahme des Lehrbetriebs sofort wieder zuzulassen", erklärte der Sprecher weiter.
Das Webportal Nurnews, das dem iranischen Sicherheitsrat nahesteht, deutete den Schritt als Reaktion auf die Schließung des Islamischen Zentrum Hamburg (IZH). Im Juli hatte Bundesinnenministerin Nancy Faeser das IZH wegen extremistischer Tendenzen schließen lassen. Zur Begründung hieß es im Berliner Ministerium zudem, das Zentrum habe als direkter Vertreter von Irans geistlichem und politischem Oberhaupt Ajatollah Ali Chamenei agiert.
Spannungen zwischen Iran und Deutschland
In Teheran wurde daraufhin der deutsche Botschafter einbestellt. Vor knapp einer Woche legte zudem der Verein des IZH Klage gegen die Verbotsverfügung des Bundesinnenministeriums ein.
In den vergangenen Jahren kam es regelmäßig zu diplomatischen Spannungen zwischen Teheran und Berlin. Mehrere deutsche Staatsangehörige, einige davon auch mit iranischem Pass, sind im Iran inhaftiert. Kritiker werfen Teheran vor, ausländische Staatsbürger als politische Geiseln festzusetzen.
Der Iran weist die Vorwürfe zurück und begründet die Festnahmen üblicherweise mit dem Vorwurf der Spionage. Anfang 2023 wurde der Deutsch-Iraner Djamshid Sharmahd nach Terrorvorwürfen zum Tode verurteilt.
Das Deutsche Sprachinstitut Teheran (DSIT) wurde laut Informationen auf dessen Website im Jahre 1995 von der Botschaft der Bundesrepublik Deutschland in Iran gegründet.
Hinweis: Dieser Artikel wurde um die Reaktion des Auswärtigen Amtes ergänzt.