US-Wahl 2024 Erste Umfragen nach Debatten-Debakel: Große Mehrheit will, dass Biden Kandidatur aufgibt

US-Präsident Joe Biden beim Fernsehduell mit Donald Trump am vergangenen Donnerstagabend
"Schwer geschädigt": US-Präsident Joe Biden beim Fernsehduell mit Donald Trump am vergangenen Donnerstagabend
© Gerald Herbert / Picture Alliance
Zweifel an Joe Bidens Eignung für eine zweite Amtszeit gab es schon vor seiner Debatte gegen Donald Trump. Umfragen zeigen nun: Das TV-Duell hat weitere Wähler abgeschreckt.

Der klägliche Auftritt von US-Präsident Joe Biden in der Fernsehdebatte gegen Donald Trump schlägt sich auch in der Stimmung der Wahlberechtigten nieder. Eine wachsende Zahl von Wählerinnen und Wählern ist der Ansicht, dass der 81-Jährige nicht für eine weitere Amtszeit kandidieren sollte, wie eine Umfrage des US-Senders CBS in Zusammenarbeit mit dem Meinungsforschungsinstitut Yougov zeigt.

Zweifel an Bidens Amtsfähigkeit wachsen

Der Erhebung zufolge glauben 72 Prozent der registrierten Wähler, dass Biden nicht über die geistige und kognitive Gesundheit verfügt, um die Regierungsgeschäfte zu lenken. Drei Wochen zuvor waren es noch 65 Prozent. Sein Herausforderer Trump schneidet zwar besser ab, aber auch ihn halten 49 Prozent der Befragten für geistig und kognitiv ungeeignet für das Präsidentenamt.

Mit ebenfalls 72 Prozent erklärten fast drei von vier Wählern gegenüber CBS und Yougov, dass Biden gar nicht erst für das Präsidentenamt kandidieren sollte. Das ist ein Anstieg von neun Prozentpunkten gegenüber der letzten Befragung im Februar. Besonders alarmierend für das Biden-Lager ist, dass auch 45 Prozent der registrierten Demokraten wollen, dass der 81-Jährige seine Bewerbung zurückzieht und für einen anderen Kandidaten den Platz freimacht. 

Von den Wählern, die sagen, Biden solle nicht kandidieren, nennen mit 86 Prozent die allermeisten sein Alter als Grund. 71 Prozent führen Entscheidungen an, die er im Amt treffen könnte, und 66 Prozent seine Bilanz als Präsident.

Biden verteidigt vorerst Vorsprung vor Trump

Ein ähnliches Bild zeichnet eine am Tag nach der Fernsehdebatte veröffentlichte Umfrage von Morning Consult. Demnach sind 60 Prozent der Wahlberechtigten und 47 Prozent der Demokraten der Ansicht, dass Biden als Präsidentschaftskandidat ersetzt werden sollte. Von den Befragten, die sich das TV-Duell am Donnerstagabend angesehen haben, halten 78 Prozent Biden für zu alt für das Präsidentenamt, verglichen mit 64 Prozent aller Wählerinnen und Wähler, die dasselbe einige Tage vor der Debatte sagten.

Schlechte Nachrichten für das Biden-Lager kommen auch vom gemeinnützigen Democracy Corps, das eine den Demokraten zugeneigte Wählergruppe vor und nach dem Duell befragt hat. "Präsident Biden wurde durch die Debatte schwer geschädigt", heißt es in einer Zusammenfassung der Ergebnisse. Allerdings habe Trump davon nicht profitieren können.

Passend dazu berichten die Meinungsforscher von Morning Consult, dass Bidens Position im direkten Vergleich mit Trump, zumindest anfänglich, von seinem Debatten-Fiasko nicht beeinträchtigt wurde. Demnach konnte der Demokrat (45 Prozent) seinen Vorsprung von einem Prozentpunkt gegenüber dem Republikaner (44 Prozent) halten.

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Bidens Familie gegen Rückzug aus Wahlkampf

Die überwiegend miesen Umfrage-Ergebnisse dürften die Panik kaum mildern, die nach dem Debatten-Debakel in Teilen der Demokratischen Partei ausgebrochen ist. Einige hochrangige Biden-Unterstützer sollen Medienberichten zufolge privat bereits Zweifel an dessen Kandidatur geäußert haben – was sie allerdings bestreiten.

Öffentlich haben führende Politiker der Partei – darunter die ehemaligen Präsidenten Barack Obama und Bill Clinton, die frühere Sprecherin des US-Repräsentantenhauses Nancy Pelosi und ihr Nachfolger Hakeem Jeffries, sowie der Senator von Georgia, Raphael Warnock, – Biden bislang demonstrativ den Rücken gestärkt. Warnock, der als ein möglicher Ersatz für den Kandidaten gehandelt wird, erklärte am Sonntag, dass Biden "auf keinen Fall" seine Bewerbung zurückziehen sollte. "Ich bin auf der Seite von Joe Biden", versicherte der Senator. "Und es ist unsere Aufgabe, dafür zu sorgen, dass er im November über die Ziellinie kommt."

Und auch Bidens Angehörige sollen den 81-Jährigen dazu ermuntert haben, das Rennen ums Weiße Haus fortzusetzen. Bei einem Familientreffen in Camp David, dem Landsitz des US-Präsidenten nahe Washington, hätten sie ihm ihre "uneingeschränkte Unterstützung" zugesichert und ihn aufgefordert weiterzukämpfen, berichten der Sender CNN und die "New York Times". Bidens einflussreichste Beraterin, Ehefrau Jill, stellte am Sonntag in der "Vogue" klar: Die Familie wird "nicht zulassen, dass diese 90 Minuten die vier Jahre, die er Präsident war, bestimmen".

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