Heikle SMS "moin chef, ich hab ein problem und bräuchte einen ratschlag"

Johannes Kahrs in einer grauen Strickjacke lächelt in die Kamera
Johannes Kahrs gilt als Strippenzieher in der SPD. Er spielt eine Schlüsselrolle im Cum-Ex-Komplex von Hamburg
© Georg Wendt / dpa / Picture Alliance
Die Cum-Ex-Ermittlungen gegen SPD-Mann Johannes Kahrs wurden eingestellt, aber die Staatsanwaltschaft geht einer neuen Spur nach. Über Durchsuchungen und SMS an den Bundespräsidenten.

Der Nikolaustag 2024 war eigentlich ein guter Tag für Johannes Kahrs. Damals stellte die Staatsanwaltschaft die Ermittlungen ein, die seit geraumer Zeit gegen ihn liefen. Der Verdacht, Kahrs habe der Hamburger Warburg-Bank dabei geholfen, Steuern zu hinterziehen, schien nicht belegbar. Auch im Kanzleramt atmete man damals auf. Die Steueraffäre rund um die Warburg-Bank belastet auch Olaf Scholz seit Jahren.

Vorbei ist der Fall aber wohl noch nicht, noch nicht einmal für Kahrs. Denn auf dem Handy des früheren Bundestagsabgeordneten und Ex-Chefs der SPD Hamburg-Mitte fanden die Ermittler keine Steuerhinterziehungs-Spur, sie stolperten aber über etwas anderes. Ein "potentieller Zufallsfund", wie der nordrhein-westfälische Justizminister Benjamin Limbach dem Untersuchungsausschuss in Hamburg Mitte Januar mitteilte. Deswegen habe die Staatsanwaltschaft ein separates Vorermittungsverfahren eingeleitet. 

Um was es sich bei dem "Zufallsfund" handelt, will die Staatsanwaltschaft auf Anfrage des stern nicht sagen. "Al Capone hat man einst auch nicht wegen Mordes dranbekommen", sagt ein Ermittler zum stern. "Sondern wegen eines ganz anderen Deliktes." 

Cum-Ex: Johannes Kahrs ist Schlüsselfigur bei verdächtigen Spenden an die SPD

Seit Jahren ist Kahrs eine Schlüsselfigur im Cum-Ex-Komplex. Und vieles ist schon über die Spenden der Warburg Bank an die Hamburger SPD in Höhe von 45.500 Euro und den damit verbundenen Steuerskandal berichtet worden. Dem stern liegen nun neue Dokumente vor, die zeigen, wie knapp die Ermittler davorstanden, sogar Büros der SPD zu durchsuchen. Zudem erlauben etliche Textnachrichten einen Blick hinter die Kulissen der Macht. Sie machen deutlich, wie der bestens vernetzte Kahrs gezielt Hilfe bei prominenten Parteifreunden suchte, um beruflichen Schaden von ihm abzuwenden. Zum Beispiel im Jahr 2023.

Damals ging es um einen Kuratoriumssitz in der Helmut-Schmidt-Stiftung. Die Verwaltung des Bundespräsidialamts wollte Kahrs nicht wieder in das Gremium berufen, zu belastend schienen offenbar die Ermittlungen, die die Staatsanwaltschaft gegen ihn im Cum-Ex-Komplex führte. Also bearbeitete Kahrs den Bundespräsidenten. 

Im Mai 2023 simste er an Frank-Walter Steinmeier: