Auch 18 Jahre nach dem Fall der Mauer ist die Teilung in den Köpfen der Deutschen noch nicht überwunden. In zentralen Fragen haben sie völlig unterschiedliche Ansichten, so eine Analyse des Forsa-Instituts auf Basis mehrerer Tausend Befragter in Ost und West.
Besonders auffällig: Während zwei Drittel der Bürger im Westen mit dem Regierungssystem zufrieden sind, ist im Osten mehr als die Hälfte (55 Prozent) unzufrieden. Auch das Unbehagen über die Politik ist im Osten stärker: Dort meinen drei Viertel, sie würde nicht gut funktionieren - im Westen sind es 56 Prozent.
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Osten politisch links, Westen in der Mitte
Die Ostdeutschen haben zudem wesentlich geringeres Vertrauen in Bundespräsident, Bundesregierung, Polizei oder Gerichte - und die Angst vor Kriminalität oder Arbeitslosigkeit ist größer als im Westen. Differenzen gibt es auch in der politischen Selbsteinschätzung: Die Ostdeutschen stufen sich mehrheitlich als links ein, die Westdeutschen siedeln sich eher in der Mitte an.
Nach der Mauer sehnt sich jeder fünfte Deutsche zurück. Der Politikwissenschaftler Karl-Rudolf Korte von der Universität Duisburg-Essen ist der Ansicht, dass die Deutschen vermutlich auch bei der Einheit kaufmännisch kühl rechnen: "Offenbar ziehen rund 20 Prozent individuell daraus keinen Nutzen. Im Gegenteil: Sie verbinden zusätzliche Kosten damit, Qualitätseinbußen sowie Imageschäden der Demokratie durch die rechtsextremen Alltagskulturen, die in einigen ostdeutschen Kommunen entstanden sind", sagte er dem stern.