Auch die Russen geben ihre Stimme ab im Superwahljahr 2024. Allerdings nicht für einen neuen, sondern ihren alten Präsidenten. Der Kreml hat das Ergebnis bereits vorgegeben: Mindestens 75 Prozent der Wähler sollen Mitte März für Wladimir Putin stimmen, die Wahlbeteiligung wird nach diesen Vorgaben bei mindestens 70 Prozent liegen. Zur Not helfen die Behörden nach: Die Abstimmung erfolgt auch online und dauert erstmalig drei Tage.
Wahl-Jahr 2024: In Moskau erhält Putin besonders viel Zuspruch
Tatsächlich unterstützen nach Angaben des unabhängigen Meinungsforschungsinstituts Lewada um die 80 Prozent der Russen Putin. Besonders groß ist der Zuspruch im wohlhabenden Moskau, dabei war die Hauptstadt früher eine Hochburg der Putin-Gegner. Trotz Zehntausender Toter an der Front regt sich Widerstand gegen den Krieg nur langsam: Landesweit protestieren Mütter und Ehefrauen für die Rückkehr der mobilgemachten Männer. Die meisten der wütenden Frauen fordern auch ein Ende der Kampfhandlungen. Doch nach Umfragen von Lewada unterstützen mehr als 70 Prozent der Russen weiterhin den Krieg. Die westlichen Sanktionen haben die Wirtschaft bislang nicht kollabieren lassen. Stattdessen geht es vielen Menschen in der Provinz heute besser als vor Kriegsbeginn: Die Soldaten verdienen viel Geld, die Rüstungsindustrie arbeitet auf Hochtouren, Arbeitslose gibt es kaum. Allgemeine Wut über Korruption richtet sich oft gegen die lokalen Politiker – als wisse Putin nicht Bescheid und habe damit nichts zu tun.
Vielen gefällt zudem, dass Russland die Welt in Angst versetzt. Den Westen sehen sie als Feind, dem es nur darum gehe, Russland zu zerschlagen, zu erobern oder zu demütigen. Ein Erfolg der Propaganda, die nur wirken kann, weil sie auf alte Muster trifft, die noch aus der Sowjetunion stammen. In dem totalitären System richten sich alle Hoffnungen auf den starken Herrscher, zu dem die Menschen keine Alternative sehen. Längst ist der politische Wettbewerb abgeschafft. Putins Gegner sitzen entweder im Gefängnis oder sind aus Angst vor Strafverfolgung ausgereist. Der Kreml ließ bisher keinen Kandidaten zu, der gegen den Krieg ist. So groß ist die Angst vor Überraschungen.