Die Deutsche Bahn stellt einen weiteren Verkaufsweg für Fernverkehrsfahrkarten ein. Ab Mai können Reisende ihre Tickets – bis auf wenige Ausnahmen – nicht mehr telefonisch über die Rufnummer (030) 2970 erwerben. Das bestätigt das Unternehmen am Dienstag auf stern-Anfrage.
Grund sei die geringe Nutzung des Angebots. "Denn weniger als 0,5 Prozent der gesamten Ticketverkäufe im Fernverkehr werden heute noch über die Hotline getätigt", teilt ein Sprecher der Bahn mit. 80 Prozent der Reisenden kaufen demnach ihre Fahrkarten inzwischen digital.
Bislang bestand die Möglichkeit, Zugtickets für den ICE-, IC- und EC-Verkehr auch über das Telefon zu bestellen und sie anschließend per Post zu erhalten oder an einem Fahrkartenautomaten abholen zu können. Damit ist in Kürze Schluss.
Deutsche Bahn verweist auf andere Möglichkeiten zum Fahrkartenkauf
Die Servicenummer der Bahn soll trotz der Entscheidung rund um die Uhr aktiv bleiben, unter anderem für Fahrplanauskünfte und allgemeine Informationen. Auch "Angebote, die digital noch nicht verfügbar sind, können Sie weiterhin telefonisch buchen", so das Unternehmen. Dazu gehören nach Bahn-Angaben zum Beispiel Fahrkarten für Gruppenreisen oder bestimmte internationale Verbindungen. "Wir möchten uns künftig noch mehr auf die telefonische Reiseberatung konzentrieren", so der Sprecher weiter.
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Kritik an der Entscheidung des Staatskonzerns kommt vom Fahrgastverband Pro Bahn. "Hier wird die Möglichkeit der Ticketbuchung für eine Randgruppe der Fahrgäste abgeschafft", teilt der Bundesvorsitzende Detlef Neuß dem stern mit. Der Verband sieht die Gewinnorientierung der Bahn als Problem. "Werden die Ticketbuchungen per Telefon immer weniger, dann ist dieser Service wirtschaftlich nicht mehr darstellbar." Pro Bahn schlägt vor, den Ticketverkauf für den Fernverkehr aus der Aktiengesellschaft herauszulösen und ihn "volkswirtschaftlich im Sinne der Daseinsvorsorge (zu) betreiben".
Die Einstellung des Fahrkartenverkaufs per Telefon ist bereits die zweite Streichung eines Vertriebswegs binnen kurzer Zeit. Bereits zu Beginn des vergangenen Jahres stellte die Bahn den traditionsreichen Verkauf von Fahrkarten bei den Schaffnerinnen oder Schaffnern direkt im Zug ein (der stern berichtete). Auch damals lautete die Begründung: zu geringe Nutzung durch Reisende. Stattdessen haben sie die Möglichkeit, über die Bahn-App "DB Navigator" und die Webseite bis zu zehn Minuten nach Abfahrt des Zuges digital ein Ticket zu kaufen.
Die Buchung über App und Webseite empfiehlt die Bahn auch all jenen, die bislang telefonisch Fahrkarten gekauft haben. Bei Bedarf werden auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Hotline beim digitalen Kauf von Tickets beraten, verspricht der Bahn-Sprecher. Außerdem stehen weiterhin die Reisezentren, Verkaufsagenturen sowie die Fahrkartenautomaten für den Fahrkartenkauf zur Verfügung.
Wer auf barrierefreies Reisen angewiesen ist, kann sich bei Planung und Buchung auch weiterhin an die Mobilitätszentrale der Bahn unter der Telefonnummer (030) 65212888 wenden.
Quellen: Deutsche Bahn, Pro Bahn