Arbeitskampf am Frankfurter Flughafen Vorfeldmitarbeiter starten 48-stündigen Streik

An Deutschlands größtem Flughafen in Frankfurt wird seit dem Morgen wieder gestreikt. Rund 200 Vorfeldmitarbeiter legten die Arbeit nieder. Mehr als 200 Flüge sind gestrichen.

An Deutschlands größtem Flughafen wird seit dem Morgen wieder gestreikt. Die rund 200 Vorfeldmitarbeiter legten am frühen Morgen die Arbeit für 48 Stunden nieder, wie der Frankfurter Flughafenbetreiber bestätigte. In der Nacht zum Montag hatte die Gewerkschaft der Flugsicherung (GdF) den Streik überraschend um 24 Stunden verlängert - ursprünglich sollte nur bis zum Dienstagmorgen 5 Uhr die Arbeit niedergelegt werden. Nun soll der Ausstand nach GdF-Angaben bis Mittwoch (22.Februar/5 Uhr) dauern.

Insbesondere Inlandsflüge, aber auch Flüge auf Mittelstrecken etwa innerhalb Europas könnten dem Ausstand zum Opfer fallen. "Von den 1250 Flügen am Montag sind bislang 223 gestrichen worden", sagte ein Fraport-Sprecher. Langstreckenflüge seien nicht betroffen. Allein die Lufthansa streicht von Montag- bis Dienstagmorgen rund 200 Starts und Landungen.

"Bislang läuft alles ruhig, die Passagiere haben sich darauf eingestellt", betonte der Sprecher. Zudem komme dem Betreiber entgegen, dass ohnehin - auch wegen des Rosenmontags - nicht so viele Passagiere erwartet wurden. Im Vergleich zu einem Tag im Sommer mit etwa 180.000 Passagieren seien es derzeit rund 130.000.

70 Prozent der Flüge sollen stattfinden

Der Flughafen-Betreiber Fraport geht davon aus, dass in den ersten 24 Stunden des Streiks insgesamt bis zu 70 Prozent aller rund 1250 geplanten Flugbewegungen stattfinden können. Er hatte eigens Mitarbeiter geschult, die die Aufgaben von Vorfeldlotsen, Flugzeugeinweisern und Disponenten übernehmen. Die Gewerkschaft will mit dem Ausstand in der Tarifauseinandersetzung mit Fraport den Druck erhöhen. Sie kritisierte, dass der Betreiber sich nicht bewege. Wir wollten der Gegenseite die Gelegenheit geben, sich für Verhandlungen zu melden. Da dies am Sonntag nicht geschehen ist, haben wir den Streik verlängert", erläuterte der Tarifvorstand der Gewerkschaft der Flugsicherung (GdF), Markus Siebers. Schließlich habe die Gewerkschaft zugesichert, immer 24 Stunden im Voraus Streikmaßnahmen anzukündigen. Und: "Wir hoffen, dass die Erhöhung des Drucks zu einem Einlenken von Fraport führt."

Fraport sieht dagegen die Gewerkschaft am Zuge und forderte eine Rückkehr an den Verhandlungstisch. Ein Fraport-Sprecher betonte: "Wir sind jederzeit gesprächsbereit und fordern die GdF auf, an den Verhandlungstisch zurückzukehren." Er kritisierte die "überzogenen Forderungen und die starrsinnige Haltung der GdF", die zu Lasten der Passagiere, Fluggesellschaften und der Fraport-Mitarbeiter gehe.

Bereits am vergangenen Donnerstag und Freitag hatten die rund 200 Vorfeldmitarbeiter die Arbeit niedergelegt. Allein am Freitag waren dadurch 301 Flüge ausgefallen. Fraport geht davon aus, auch am Montag alle interkontinentalen Verbindungen abwickeln zu können. "Die eingesprungenen Kollegen auf dem Vorfeld haben sich hervorragend eingearbeitet und die bisherigen Aufgaben gut gemeistert", erklärte der Sprecher. Er riet Passagieren, sich frühzeitig über ihre Verbindungen zu informieren. Der Lufthansa-Sprecher wies darauf hin, dass Betroffene kostenlos stornieren oder umbuchen könnten. Reisende innerhalb Deutschlands könnten auf die Bahn umsteigen.

Lohnerhöhungen von 50 bis 70 Prozent

Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt kritisierte den Streik und forderte ein Gesetz zur Wiederherstellung der Tarifeinheit. Nach seiner Ansicht nutzen die wenigen Vorfeldmitarbeiter ihre besondere Stellung aus, um "Lohnerhöhungen von sage und schreibe 50 bis 70 Prozent zu erpressen". Damit missbrauchten sie die Entscheidung des Bundesarbeitsgerichts vom Sommer 2010, mit der das Gericht den Grundsatz der Tarifeinheit aufgegeben habe, sagte Hundt der "Bild am Sonntag". "Wenn der Gesetzgeber nicht bald handelt und die Tarifeinheit wiederherstellt, drohen Nachahmer."

Hintergrund des Konflikts ist, dass Fraport die Forderung nach einem eigenen Tarifwerk mit hohen Gehaltssteigerungen für die rund 200 Vorfeldbeschäftigten nicht akzeptieren will. Der Betreiber hat auch einen Schlichterspruch Ole von Beusts abgelehnt, der ebenfalls deutliche Verbesserungen für die Beschäftigten vorgeschlagen hatte. Laut Fraport laufen die GdF-Forderungen auf Steigerungen zwischen 64 und 73 Prozent mehr Geld hinaus. Der Fraport-Sprecher betonte, dies sei überzogen. Und: "Wir sind bereits mehrfach auf Forderungen der GdF eingegangen."

Die zwei Streiktage am vergangenen Donnerstag und Freitag haben den Flughafen-Betreiber nach eigenen Angaben bisher bis zu vier Millionen Euro gekostet - die Verluste der Fluggesellschaften seien darin nicht eingerechnet. Am Wochenende gab es keinen Streik. Der Betrieb lief laut Fraport normal.

DPA
swd/DPA

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