Der Zutritt zu dem beliebten Lost Place, im Süden Berlins, der "verbotenen Stadt" Wünsdorf, ist auch heutzutage nicht einfach so möglich. Nur wer eine Führung der "Bücher- und Bunkerstadt Wünsdorf" bucht oder eine Sondergenehmigung hat, darf das Gelände betreten. Der geschichtsträchtige Ortsteil von Zossen, einer Stadt in Brandenburg, liegt nur 40 Kilometer von Berlin entfernt und ist ein beliebtes Ausflugsziel für Hobbyfotografen und Fans von verlassenen Orten.
Bereits im 19 Jahrhundert diente der Ort als Truppenübungsplatz, auf dem Schieß- und Artillerieübungen durchgeführt wurden. Ab 1910 entstanden Kasernenanlagen, später das Hauptquartier des Reichsheeres und eine Turnanstalt, wo kurz vor den Olympischen Spielen 1936 die Sportler trainiert wurden. Im zweiten Weltkrieg wurde auf dem Gelände der Bau der bombensicheren, unterirdischen Bunkeranlagen "Maybach I" und "Maybach II" begonnen. Sie liegen 20 Meter in der Tiefe und wurden oberirdisch durch ein Dorf getarnt.
Sperrgebiet für DDR-Bürger
Wünsdorf wurde im April 1945, kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges, ohne Widerstand an die Rote Armee übergeben und zum Sitz des Oberkommandos der "GSSD" (Gruppe der Sowjetischen Streitkräfte in Deutschland). Ab 1953 waren dort sowjetische Soldaten stationiert. Auf dem Militärgelände gab es sowjetische Geschäfte, Schulen, Kindergärten und sogar eine Badeanstalt. Von einem Sonderbereich am Bahnhof fuhr jeden Tag ein Zug direkt ins 1.800 Kilometer entfernte Moskau.
Neben den 2700 Einwohnern lebten zweitweise bis zu 75.000 sowjetische Soldaten mit ihren Familien in der "verbotenen Stadt". Das Sperrgebiet wurde durch Mauern, Zäune und eine strenge Bewachung abgeschirmt. DDR-Bürgern war der Zutritt untersagt – es sei denn, sie hatten eine Sondererlaubnis. 1994 wurden die sowjetischen Truppen aus Deutschland abgezogen und eine Gesellschaft für Städtebau, Wohnen und Verkehr kümmert sich um eine alternative Nutzung des 600 Hektar großen Gebiets.
Quellen: Buecherstadt / Zossen.de