Das 173. Oktoberfest hat am Wochenende einen glänzenden Start hingelegt. "Es war ein heiterer und entspannter Auftakt der Wiesn 2006 bei idealem Volksfestwetter", sagte Wiesn- Chefin Gabriele Weishäupl. Die Besucher tranken 500.000 Maß Bier und verzehrten zehn Ochsen. Beim Essen und Trinken gab es damit jeweils Zuwächse um rund zehn Prozent im Vergleich zum Vorjahr. 2005 waren bei Regenwetter nur rund 700.000 Gäste gekommen. Das Fest dauert 18 Tage, 2 Tage länger als sonst - es ist die größte Wiesn, die es bisher gab. Bis zum 3. Oktober werden bei der "XXL"-Wiesn mehr als sechs Millionen Besucher erwartet.
Ude: "Fest für die ganze Familie"
Mit drei Schlägen hatte Münchens Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) am Samstag um Punkt zwölf Uhr das erste Fass Bier angezapft. "Es möge eine friedliche Wiesn sein, ein Fest der Völkerverständigung, dann sind wir wunschlos glücklich", sagte Ude. Er wünsche sich keine neuen Rekorde, sondern eine Wiesn ohne Zwischenfälle und ein "Fest für die ganze Familie". Schon gut zwei Stunden vor der Eröffnung waren viele Zelte wegen Überfüllung geschlossen worden, vor den Eingängen bildeten sich Menschentrauben.
Festlich gekleidet in Dirndl und Lederhosen strömten an den ersten beiden Tagen vor allem Besucher aus München zum Festgelände. Aber auch Gäste aus aller Welt, vor allem Amerikaner, Neuseeländer, Schotten, Holländer und Italiener feierten gut gelaunt mit. "Der Spirit des Jahres 2006 mit Fußballweltmeisterschaft und Papstbesuch trägt in die Wiesn hinein", sagte Weishäupl. Bei teils bedecktem, teils sonnigem Wetter war es nicht zu heiß, es blieb meist trocken.
Sportfreunde Stiller singen den Wiesn-Hit
Wiesn-Hit-verdächtig ist schon jetzt die Fußball-Hymne der Sportfreunde Stiller "54, 74, 90, 2010". Aus den Zelten schallten aber auch Hits wie "Hey Baby" und "Sierra Madre" sowie bayerische Klassiker wie der Defiliermarsch. In einem der weltgrößten Trachtenumzüge zogen am Sonntag knapp 9000 Trachtler, Schützen und Musikanten zum Oktoberfest. Tausende Schaulustige an den Straßen jubelten den blumengeschmückte Fuhrwerken und Spielmannszügen zu. In Ehrenkutschen fuhren Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU) und Oberbürgermeister Ude mit ihren Ehefrauen mit.
Kurz vor dem Start des Zuges brach bei einer Kutsche mit einer Trachtengruppe aus dem Werdenfelser Land die Deichsel. Als die Zugpferde ruckartig anzogen, stürzte die Kutsche um. Ein Trachtler erlitt einen Knöchelbruch, eine Frau schwere Prellungen und Schürfwunden.
Die Polizei und die Helfer des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) hatten am ersten Wochenende mehr zu tun als im vergangenen Jahr. Insgesamt seien 1266 Menschen behandelt worden, im Vorjahr waren es nur 1130, sagte BRK-Sprecher Gisbert Frühauf. Nicht einmal vier Stunden nach der Wiesn-Eröffnung war als erste "Bierleiche" eine 16-Jährige zur Sanitätswache getragen worden. Sie hatte zwei Maß Bier auf nüchternen Magen getrunken. "Sie hat geschworen, so viel nie wieder in ihrem Leben zu trinken."
Maß wieder teurer
Erste Verletzte gab es auch durch fliegende Maßkrüge und Bisse von angetrunkenen Gästen. Eine 22 Jahre alte US-Touristin warf zwei Maßkrüge auf einen Besucher. Ein Krug verletzte den Mann am Kopf, beim zweiten Wurf duckte er sich - der Krug traf einen anderen Gast. Die Frau wurde festgenommen, ihr Motiv blieb ebenso unklar wie der Grund für die plötzliche Beißwut einer 37-jährigen Besucherin. Sie sollte nur als Zeugin vernommen werden, als sie aggressiv wurde.
Für die Maß müssen die Gäste erneut tiefer in die Tasche greifen. Maximal 7,50 Euro kostet das Bier, 3,7 Prozent mehr als vor einem Jahr.