Südlich von Halle an der Saale nehmen die Züge richtig Fahrt auf. Bei den Rattmannsdorfer Teichen wird die Neubaustrecke zwischen Erfurt und Leipzig von meterhohen Schallschutzwänden vor dem Zutritt Unbefugter geschützt, weil hier die ICEs auf ihrem Weg nach München und Frankfurt stark beschleunigen.
Auf diesem Streckenabschnitt verirrten sich am Sonntagmorgen zwei Schwäne. Vermutlich waren die beiden Tiere - darunter ein Jungschwan - durch die hohen Wände orientierungslos. Die Notfallleitstelle der Bahn meldete der Bundespolizei, dass die Schwäne direkt an den Gleisen der Neubaustrecke watschelten - ohne Aussicht auf einen Ausgang.
Komplizierte Schwanen-Rettung
Wie konnten das Federvieh aus der misslichen Lage befreit werden? Denn auch die Schallschutzwände erwiesen sich für möglichen Retter als Hindernis. Also organisierte die Bundespolizei kurzer Hand über die Deutsche Bahn einen Zug außerhalb des regulären Bahnverkehrs, einen sogenannten Leerzug. In diesem Leerzug fuhren die Beamten auf die Neubaustrecke bis zu den beiden Schwänen heran.
Allerdings ließ sich der Jungschwan nicht mehr einfangen. Ihm gelang auf der Betonpiste trotz der Oberleitungen der Start. Er flog erfolgreich über die hohe Schallschutzwand und ward nicht mehr gesehen - und nicht mehr den Gefahren des Bahnverkehrs ausgesetzt.

Blieb noch der ältere Höckerschwan - dieser konnte jedoch durch die Bundespolizisten eingefangen werden. Und fuhr dann im leeren ICE-Waggon der zweiten Wagenklasse bequem zurück. Die Bundespolizisten setzten das Tier später an den nahegelegenen Rathmannsdorfer Teichen wieder ins Wasser.
Was für ein tierischer Service - und das ganz ohne gültiges Bahnticket und Sitzplatzreservierung.
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