Weihnachtsmärkte Trinken bis zur Besinnungslosigkeit

"Glühwein-Trinker mit 6,33 Promille in Klinik eingeliefert", vermeldete eine Chemnitzer Tageszeitung kurz nach der Eröffnung des dortigen Weihnachtsmarktes. Tatsächlich werden die Christkindlsmärkte immer mehr zum kollektiven Besäufnis.

Wenige Tage vor Weihnachten liegt über den meisten deutschen Städten ein besonderer Geruch. Es sind nicht Lebkuchen oder heiße Maronen, die ihren Duft verbreiten, sondern würzige Glühweinschwaden, die alles andere übertünchen. Auf den Weihnachtsmärkten bilden sich vor den Hütten mit dem deftigen Rotwein-Gebräu besonders lange Schlangen. "Das ganze entartet immer mehr zu einem kollektiven Besäufnis", klagt eine Besucherin auf dem Hamburger Weihnachtsmarkt.Besonders im Endspurt kurz vor den Feiertagen geht es bei tausenden Besuchern nicht besinnlich zu, sondern es wird getrunken bis zur Besinnungslosigkeit. Chemnitzer Polizisten griffen unlängst einen 29-Jährigen auf, der mit mehr als sechs Promille Alkohol im Blut ins Krankenhaus eingeliefert werden musste. Die Beamten hatten zunächst an einen technischen Defekt des Alcomats geglaubt. Der Wert bestätigte sich aber bei einem zweiten Test. "Der Mann stand kurz vor dem Kreislaufzusammenbruch", sagte eine Polizeisprecherin.

Kein Weihnachtsmarktbesuch ohne Glühwein

Ein Einzelfall zwar, aber dass der Alkoholkonsum in der Adventszeit steigt, zeigt ein Besuch auf dem Hamburger Weihnachtsmarkt. In der Nähe des Rathausmarktes wähnt man sich eher auf der bierseligen Reeperbahn. Dutzende von alkoholisierten Weihnachtsmarktbesuchern strömen nach Schließung der Buden lautstark in die U-Bahn. Ob Kegelbrüder oder Kollegen-Jause, ohne Glühwein probiert zu haben, geht keiner nach Hause.Glühweinstände sind auch ein Wirtschaftsfaktor. Fast fünf Milliarden Euro werden alljährlich auf den rund 2500 Christkindlmärkten in Deutschland erwirtschaftet, darin eingerechnet, was Gastronomie und umliegende Geschäfte einnehmen. Einer Studie des Bundesverbands der Deutschen Schausteller und Marktkaufleute zufolge gibt jeder Weihnachtsmarktbesucher durchschnittlich 31,14 Euro aus. Bei einem Preis von rund drei Euro und dicken Gewinn-Margen wird Glühwein auch für den Stand-Besitzer zum dicken Geschäft. Anwärter für eine Schank-Lizenz stehen bei den Städten Schlange.

Bier kontra Glühwein

Dass in den kommenden Jahren noch mehr Glühweinstände die traditionellen Buden mit Kunsthandwerk oder Weihnachtsschmuck verdrängen werden, dürfte damit sicher sein. Und wem der Gang auf den Weihnachtsmarkt zu beschwerlich ist, der kann sich zu Hause mit Weihnachtsbier besaufen. Passend zur Adventszeit wollen Bierhersteller wie Tucher, Flensburger und zahlreiche andere wieder besonders alkohol- und malzhaltiges Bier auf den Markt bringen und damit dem Glühwein Konkurrenz machen.

PRODUKTE & TIPPS

Kaufkosmos