Türkei Prophezeiungen und Farbenspiele

Die Ägäisküste: Der Norden ist Kulturdestination, im Süden geht es dann doch turbulenter zu. Dort ist der Strand nie weit weg. Ideal zum Entspannen.

Die Ägäisküste. Der Norden ist Kulturdestination, im Süden geht es dann doch trubeliger zu. Dort ist der Strand nie weit weg. Territoriale Besonderheit sind einige vorgelagerte griechische Inseln, die geradezu provozierend nahe ans türkische Festland heranreichen. Lesbos, Kos, Samos - so manchem sind sie ein geographisches Dorn im Auge. Aber Türken und Griechen versuchen sich ja gerade in Sachen Zypern wieder anzunähern, und den Urlauber werden die Inselchen sowieso nicht stören.

Könige der Nacht: Marmaris und Bodrum

Strand, Bars, Restaurants - Marmaris bietet alles auf engstem Raum. Die konzentrierte Form von Sonne und Sand-Urlaub eben. Bodrum, das andere Zentrum des Nachtlebens, kann darüber hinaus seine mittelalterliche Burg präsentieren. Das Kastell St. Peter thront wehrhaft über der Bucht. Gefeiert wird vornehmlich in der Long Street, wo eine Disco die nächste jagt.

Schwarzseher

Helena, Agamemnon, Achill, Hektor - Homers "Ilias" hat Troja mit reichlich Mythos beladen. "Traum oder Wirklichkeit?" , das fragt sich auch eine Troja-Ausstellung, die noch bis zum 1. April in Bonn zu sehen ist. Das berühmte Holzpferd jedenfalls hat bis heute Einfluss auf unsere Sprache. Der Seher Kassandra soll nämlich davor gewarnt haben, die mit feindlichen Griechen gefüllte Tierattrappe ins belagerte Troja hineinzulassen. Kassandrarufe - diese Umschreibung gebrauchen auch 1200 Jahre nach Homer noch die politischen Kommentatoren in den Nachrichtensendungen, wenn sie von Unheil verkündenden Warnungen sprechen. Die Antike lebt fort, nicht nur in der Archäologie.

Nicht tief genug

Troja war manchmal lebensfüllend: Heinrich Schliemann etwa kam nicht mehr davon los. Er hielt sich bei der Suche nach der Stadt genau an die Ilias-Verse und fand schließlich eine antike Siedlung auf dem Hisarlik-Hügel in der nordwestlichen Türkei. Schliemanns großer Irrtum: Er glaubte, das homerische Troja in der zweiten Siedlungsschicht gefunden zu haben. Leider liegt es aber weiter unten, in Schicht VI und VIIa. So tief hat er nicht gegraben. Trotzdem wurde der Legenden-Jäger bald selber zur Legende.

Laut und leise

Landschaftliche Akzente setzt die Gegend am Golf von Edremit: ein Ensemble von Buchten, Inseln und Halbinseln. Die Stadt Ayvalik liegt mittendrin. Sie hat zwei Gesichter. Den lauten Hafen, wo es auch nachts nicht leise wird. Und die traditionellen Viertel auf der küstenabgewandten Seite. Pferdekarren, Kopfsteinpflaster, Teehäuser, davor rauchende Männer, die warten, dass die Zeit vergeht. Die Kreuzkuppelkirche ist von den Griechen, die hier mal lebten.

Der Riss der Medusa

Didyma war das Hauptheiligtum von Milet. Das Orakel des Apollon-Tempels hat seinerzeit nur Delphi an Bedeutung übertroffen. Die Priester von Didyma interpretierten die Orakelsprüche ganz nach ihrem Gusto, je nachdem, was ihnen gerade in den politischen Kram passte. Zweifellos eine Gewohnheit, die heute noch in Talkshows Anwendung findet. Hoffentlich hat man sich damals wenigstens ausreden lassen. Eine Augenweide im Tempelbezirk ist das Medusenhaupt, durch dessen gewaltiges Steingesicht sich ein langer Riss zieht.

Kalkterrassen

Ein Abstecher ins Landesinnere lohnt sich: Am Ende eines Grabeneinbruchs, der sich von der Küste in die Türkei hineingewühlt hat, plätschern die Sinterkalkterrassen von Pamukkale das Plateau hinab. Schneeweiß ist der Kalk. Mit einer Prise Phantasie erinnert das Naturschauspiel an einen gefrorenen Wasserfall, sommers schmücken Türkisvariationen die Farbkomposition. Einst badete König Eumenes II. in den Thermalquellen, heute ist Pamukkale Kurstadt.Von Andreas Lorenz

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