Schlechtes Benehmen an Bord "Dinge, die man nicht für möglich gehalten hätte": Flugbegleiter verzweifeln an widerspenstigen Fluggästen

Flugbegleiterin an Bord eines Flugzeugs
Flugbegleiter:innen haben zunehmend mit widerspenstigen Passagieren zu tun
© izusek / Getty Images
Flugbegleiter:innen haben einen Knochenjob: Vor allem in den USA benehmen sich immer mehr Passagiere an Bord daneben. Selbst erfahrene Crewmitglieder sind mitunter der Verzweiflung nahe.

Die Arbeit als Flugbegleiter:in gilt vielen als Traumjob: Man reist um die Welt, man lernt viele Menschen und Orte kennen. In Wirklichkeit leisten die Crews an Bord meist einen Knochenjob: ständige Reisestrapazen, wenig Schlaf, kaum Zeit zu Hause – und dennoch ständig freundlich lächeln. Besonders schwer fällt das, wenn sich auch noch die Fluggäste an Bord daneben benehmen.

Und das passiert in letzter Zeit immer öfter. Zumindest beklagen sich in einem Bericht des US-Fernsehsenders CNN mehrere Flugbegleiter:innen darüber, dass Passagiere sich unhöflich oder gar gewalttätig verhalten. Eine Flugbegleiterin sagt: "Ich muss viel babysitten, damit hatte ich nicht gerechnet." Und damit meint sie keineswegs Minderjährige an Bord: "Die wirklichen Kinder verhalten sich besser als die Erwachsenen."

Alkohol lässt Passagiere ausrasten – kein Alkohol auch

Schon vor der Pandemie hatte sich ein Anstieg bei den Zwischenfällen an Bord gezeigt. Als Grund dafür gilt unter anderem, dass die Flugkabinen immer voller werden. Dadurch haben die einzelnen Fluggäste weniger Platz, was wiederum zu erhöhtem Stress führt. Auch die steigende Zahl der Sicherheitschecks sorgt dafür, dass einige Passagiere gereizt sind. Und natürlich steigt das Risiko von Konflikten, wenn während des Fluges Alkohol ausgeschenkt wird. Einige Passagiere kommen sogar schon betrunken an Bord. Andererseits: Einige Passagiere rasten gerade dann aus, wenn kein Alkohol serviert wird.

Ausbaden müssen es dann die Flugbegleiter:innen, die oft selbst schon gestresst genug sind. Die Crews an Bord seien "körperlich und mental erschöpft", sagte eine Mitarbeiterin der Fluggesellschaft American Airlines CNN. Während der Pandemie hätten sie und ihre Kolleg:innen sich Sorgen um ihre Gesundheit und um ihre Jobs gemacht – "jetzt sind wir aus anderen Gründen um unsere Sicherheit besorgt".

Schon mehr als eine Million Dollar Bußgelder in diesem Jahr

Vor Kurzem erst veröffentlichte die US-Luftfahrtbehörde aktuelle Zahlen: Allein in diesem Jahr wurden der Behörde 3889 Fälle von Passagieren gemeldet, die mit massiv rüpelhaftem Verhalten für Aufsehen sorgten. Die Behörde hat 2021 schon mehr als eine Million Dollar an Bußgeldern gegen pöbelnde Passagiere verhängt. Die höchste darin genannte Einzelstrafe in Höhe von 45.000 Dollar musste ein Passagier bezahlen, der andere mit verschiedenen Gegenständen beworfen und eine Flugbegleiterin sexuell belästigt hatte. Das Flugzeug musste deshalb sogar notlanden.

Am häufigsten aber sorgen die Corona-Maßnahmen an Bord für Ärger – vor allem die Maskenpflicht. Die Pandemie hat die Probleme noch einmal verschärft, vor allem in den USA weigern sich Passagiere immer wieder, an Bord Masken zu tragen. An Bord spielen sich deshalb mitunter absurde Szenen ab. Eine Flugbegleiterin berichtet CNN, dass sie schon mehrmals Fluggäste mit Klebeband an den Sitz fesseln musste. Auch seit den Ereignissen des 6. Januar, als Anhänger des ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump das Kapitol in Washington gestürmt hatten, sei die Zahl der Zwischenfälle noch einmal angestiegen. "Es scheint, als würde jeder Vorfall noch extremer sein als der davor. Dinge, die man vor einem Jahr nicht für möglich gehalten hätte", sagt sie.

So sieht es in den geheimen Schlafkabinen der Flugzeug-Crews aus.
So sieht es in den geheimen Schlafkabinen der Flugzeug-Crews aus.
© bitprojects
Seltener Einblick: So sehen die Schlafkabinen von Flugzeug-Crews aus

Flugbegleiter:innen fordern Respekt und Wertschätzung

Eine Kollegin, die seit sechs Jahren im Einsatz ist, meinte, sie hätte schon alles erlebt: "Doch wie ich in den vergangenen 18 Monaten gelernt habe, ist das definitiv nicht der Fall. Ich sehe, höre und tue Dinge, von denen ich nie im Leben gedacht hätte, dass sie passieren würden." Die Flugbegleiter:innen fordern mehr Wertschätzung für ihre Arbeit. Zum einen, weil sie gerade während der Pandemie noch einmal unter erschwerten Bedingungen – zum Beispiel aufgrund von Quarantäneregelungen für Reisende – arbeiten müssen.

Darüber hinaus aber auch, weil viele Fluggäste die Rolle der Flugbegleiter:innen an Bord unterschätzen – oder wie es ein Crewmitglied bei CNN sagt: "Wir sind nicht hier, um Ihnen Cola zu servieren, sondern um Ihr Leben zu retten." Die Flugbegleiter:innen sind für diverse Notfälle ausgebildet, sie sollen bei Terrorangriffen, medizinischen Notfällen oder Feuer richtig reagieren. Dennoch wird ihnen oft kaum Respekt entgegengebracht.

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