Marokkos Königsstädte Fès - die ganze Stadt ist eine Sehenswürdigkeit

Fès ist ein Schmelztigel der Kulturen: Araber, Berber, Juden und muslimische Andalusier, dereinst aus Spanien geflohen, haben die alten Viertel mit ihren jeweils eigenen Traditionen geprägt; die Franzosen legten Anfang des 20. Jahrhunderts die Neustadt an.

Heute hat Fès über eine Million Einwohner und gilt als Metropole der Künste und als Perle des Orients. Gegründet wurde die Stadt bereits im Jahr 789, von Idris I. Dynastien wie die Almoraviden und Almohaden bauten sie prunkvoll zum religiösen und intellektuellen Zentrum Marokkos aus; die Universität ist nach Kairo die zweitälteste islamische Hochschule der Welt.

Viele Besucher reisen eigens zum Festival klassischer und sakraler Musik an, wohnen in modernen Hotels oder in prächtigen Palästen und lassen sich nach dem Kulturgenuss mit einem Wellnessprogramm verwöhnen. Hauptattraktion aber ist die Stadt selbst. Schon vor 30 Jahren erhob die Unesco das mittelalterliche Zentrum zum Weltkulturerbe.

Im Labyrinth der Gassen lassen sich architektonische Schätze wie die vier prachtvoll geschmückten Medressen (Koranschulen) im Umkreis der Kairaouyine-Moschee entdecken oder, im Viertel Kissaria, die Grabstätte des Stadtgründers Moulay Idris. In den Souks sind die uralten Handwerkstraditionen der Weber, Silberschmiede und Färber lebendig geblieben - ein Spaziergang durch die Altstadt wird zur Reise in die Vergangenheit und zum Genuss für alle Sinne.

Bummel durch die Altstadt

Erst mal einen Überblick verschaffen - soweit das überhaupt möglich ist im Labyrinth der Gassen: Von der Dachterrasse des Restaurants "La Kasbah" am Boujeloud- Tor schweift das Auge über die verwinkelte Medina: Links erhebt sich die Medersa Bou Inania, eine reich verzierte Koranschule aus dem 14. Jh. Der Innenhof ist mit Marmor- und Onyxplatten gefliest, die Wände sind mit Stuck-Arabesken und Mosaiken ausgestattet; sehr schön auch die geschnitzten Balken aus Zedernholz. Die Kemenaten der Studenten erinnern an mönchische Wohnzellen in europäischen Klöstern. Gegenüber liegt das Haus des Glockenspiels. Offensichtlich gilt die Dreizehn hier als Glückszahl - in 13 Fenstern schlagen 13 Klöppel auf 13 Bronzeschalen.

Das Innere des Gebäudes ist derzeit leider wegen Renovierung geschlossen. Über die Hauptgasse Talaa Kebira gelangen wir in die Souks und zur Kairaouyine-Moschee. Links in Nummer 19 versteckt sich das Teppichhaus Dar el Mansour, ein paar Schritte weiter rechts das Meriniden- Palais. In dem herrlichen Stadthaus befindet sich ein gutes Restaurant, man darf das reiche Dekor aber auch ohne Verzehrzwang bewundern.

An der Place de Nejjarine haben die Schreiner ihre Werkstätten. Das restaurierte Funduq Nejjarine, ein ehemaliges Gasthaus, beherbergt heute das gleichnamige Museum. Volkskunst und Holzarbeiten werden dort ausgestellt. Alte Handwerkskünste sind in den Souk-Gassen des Viertels Kissaria lebendig geblieben; dort befindet sich auch die Grabstätte des Stadtgründers, die Zaouia Moulay Idris. Kaum möglich, sich in diesem Labyrinth nicht zu verlaufen.

Vor der herrlich ausgestatteten Koranschule Medersa Attarine, die in ihrer Schönheit an die Alhambra in Granada erinnert, lohnt ein Abstecher nach links zum Geschäft Aux Merveilles de Fès - wunderbar, um zwischen Teppichen, Schmuck und Parfüms nach kleinen Kostbarkeiten zu stöbern. Zurück und weiter auf der Hauptgasse um die Moschee herum: Jeweils links liegen die Koranschulen Attarine, Misbahia und Seffarine sowie der Souk der Färber. Die Steintröge, in denen die Stoffe in Farbe gebadet werden, und die Bambusstangen über der Gasse, an denen sie anschließend zum Trocknen hängen, sind beliebte Motive für Fotografen.

Ein Stadtplan hilft nur, wenn die Sehenswürdigkeiten darauf eingezeichnet sind. Es ist also durchaus sinnvoll, einen Guide zu engagieren, zum Beispiel den gut Deutsch sprechenden Führer Jalil El Hayar, Tel. 055-62 15 61, mobil 061-17 39 97. Ein Rundgang kostet je nach Dauer 35 bis 50 Euro; bei Gruppen verteilt sich der Preis auf die Teilnehmer.

Das Musée du Dar Batha ist im ehemaligen Wesirpalast untergerbacht. Hier gibt es archäologische Stücke zu sehen sowie alte marokkanische Kunst (rechts: kostbare Teegläser) zu besichtigen. Tägl. außer Di 8.30-18.30 Uhr.

Musée des Arts et Métiers du Bois (auch: Musée Nejjarine) stehen wertvolle Schnitzarbeiten im Zentrum. Möbel, Holzgeräte wie zum Beispiel Webstühle, dazu eine Bibliothek und eine Werkstatt - ausgestellt in einem schön restaurierten Gebäude von 1711.

Beeindruckend ist die Kairaouyine-Moschee auf deren 16.000 qm Grundfläche 20.000 Gläubige Platz finden. Die Gebetshalle wird von 270 Säulen getragen und hat 14 Tore. Zutritt nur für Muslime.

Es gibt mehrere Gerberviertel in der Medina. Touristen werden meistens in das älteste im Viertel Guerniz geführt. Das malerischste aber ist Chouwara am Oued Fes. Zum Fotografieren steigt man gegen Bakschisch auf die Dachterrasse des benachbarten Lederladens. Dräz. Der Name bezeichnet traditionelle Webhäuser, in denen man den Handwerkern bei der Arbeit zuschauen und Stoffe kaufen kann. Eines der schönsten liegt nahe der Medersa Attarine in derselben Gasse (Derb Touil) wie das Restaurant "Palais Vizir". Im 300 Jahre alten Gebäude des Palais de Fès kann man viel über die Kunst des Teppichknüpfens lernen (und auch gleich ein. Exemplar kaufen). Besucher werden auf Wunsch vom Hotel abgeholt.

Ausflüge ins Umland

Moulay Idris. Die Stadt, im Jahre 788 vom gleichnamigen Gründer der Metropole Fès angelegt, gilt als älteste des Landes. Sehenswert ist das runde Minarett der Moschee Sidi-n-Tizi mit Koransuren in weißer Kufi-Schrift. Von der Grabmoschee können Nichtmuslime lediglich das Mosaikportal bewundern. Pittoresk ist der Markt davor mit allerlei Spezereien und Devotionalien. > Volubilis. Größte römische Ausgrabungsstätte in Marokko. Die 1900 Jahre alten Ruinen liegen nur 2,5 Kilometer von Moulay Idris entfernt am Fuße der Zerhoun-Berge. Die wertvollsten Mosaike und Bronzefiguren sind zwar im archäologischen Museum von Rabat zu bewundern, doch hier, vor Ort, bekommt man einen plastischen Eindruck von der Anlage einer römischen Provinzhauptstadt: Die Reste von Forum, Caracalla- Triumphbogen, Basilika, Thermen und Kapitol sind gut erhalten.

Sefrou. Südlich von Fès erhebt sich das Massiv von Kandhar mit dem Djebel Abad (1768 m) als höchstem Gipfel. Es ist eine reizvolle Gegend mit viel Grün, Obst- und Olivenbäumen, im Frühjahr blühen die Wiesen. An den nördlichen Ausläufern des Gebirges liegt Sefrou, ein hübscher Ort mit sehenswerter Medina. Sefrou ist ein Zentrum des Kirsch-Anbaus, Anfang Juni wird das Kirschfest gefeiert, mit Volkstänzen, Musik und Reiterspektakeln.

Immouzzer du Kandhar. Wer das reizvolle Dorf im Juli oder August besucht, wird sich über den Trubel wundern: Die wohlhabenden Bürger von Fès haben es sich zur Sommerfrische erkoren und hier ihre Ferienhäuser errichtet. Meist sitzen sie in Cafés und Restaurants, nur wenige Einheimische gehen wie die Touristen auf Wandertouren. Im August findet das Apfel- und Birnenfest statt. Den Rest des Jahres über ist es idyllisch ruhig.

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