DIE WINZERINNEN
Elena Walch, 69, war die erste Winzerin Südtirols. Längst sind die Weine von ihrem Traminer Gut nahe dem Kalterer See international anerkannt. Und ihre Töchter Julia, 34, und Karoline, 32, mit im Geschäft
Okay, die Geschichte klingt wie von Rosamunde Pilcher erdacht. Aber so ist es gewesen: Eine junge Architektin aus Mailand verschlägt es in die Heimat ihrer Eltern nach Südtirol, wo sie bei einem Auftrag den Spross einer Winzerdynastie kennenlernt. Die beiden verlieben sich, heiraten, und sie gibt ihren Beruf auf, um Wein zu keltern. Schon ihr erster Chardonnay gewinnt Preise. 35 Jahre später verkauft sie rund 550 000 Flaschen im Jahr in alle Welt, Fachmagazine nennen sie die Donna del Vino und eine Legende. Es ist die Geschichte von Elena Walch, der ersten Winzerin Südtirols.
Ein Anruf bei der Donna im Frühsommer. „Wir sind alle gesund, Gott sei Dank, aber wir haben natürlich einen krassen Einbruch“, sagt sie. Doch Elena Walch scheint keine Frau zu sein, die sich von Krisen lang beeindrucken lässt. Ihr Familienunternehmen ist stabil, und die nächste Generation hat die Leitung übernommen: Seit 2013 sind die Töchter Julia und Karoline zurück auf dem Weingut.
„Es ist kein Wunder, wie es gekommen ist“, erzählt Julia. „Wir sind aufgewachsen mit dem Geruch von altem Holz und frischen Trauben.“ Schon das Kinderzimmer der Schwestern lag über dem Barriquekeller. Elena Walch möchte, dass man Land und Lage aus ihren Weinen schmeckt. Donna, was schmeckt man denn da? „Die Milde des Tages, die Frische der Fallwinde am Abend, das klare Licht und die unendlichen Facetten von Grün in den Hügeln“, sagt sie. „Die Landschaft, in der es sich für mich jeden Tag ein bisschen wie Urlaub anfühlt.“