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WM 2014 in Brasilien Heimvorteil!

Brasilien hat den Confed Cup gewonnen, die Generalprobe für die WM. Der Erfolg kommt nicht sehr überraschend. Auch 2014 spricht vieles für die Gastgeber. Spanier und Deutsche müssen sich umstellen.
Von Klaus Bellstedt

Natürlich hatten die Spanier die Größe, die Anstrengungen des Halbfinales gegen Italien nicht als Ausrede zu missbrauchen. "Wir akzeptieren diese Niederlage. Alles andere spielt keine Rolle", sagte Trainer Vicente del Bosque nach der 0:3-Schmach im Endspiel des Confederations Cup gegen Brasilien. Wirklich nicht? Der Blick in die Gesichter von Xavi und Co. nach dem Schlusspfiff verriet: Del Bosques Spieler waren platt. Ausgelaugt. Fertig. Teilweise wurden sie von Krämpfen geschüttelt. Die dauerlaufenden Passmaschinen Xavi und Iniesta gossen sich die Wasserflaschen gleich reihenweise über ihre kahlen Häupter und sanken in Höhe des Mittelkreises zu Boden. So sieht man die Spanier fast nie.

Der Schluss liegt nah: Die 120 anstrengenden Minuten gegen Italien vom Donnerstagabend im tropischen Norden Brasiliens, als die Squadra Azzurra am Ende bei Temperaturen um die 30 Grad im Elfmeterschießen bezwungen wurde, steckten ihnen eben doch noch in den Beinen. Gegen Brasilien war Spaniens Akku leer – weil die Bedingungen in Südamerika andere sind. Und weil die Heimmannschaft mit diesen logischerweise am besten umzugehen weiß. Was das für die WM im nächsten Jahr bedeutet, liegt auf der Hand: Nicht Spanien, Italien oder Deutschland gehen als Topfavoriten in das Turnier, sondern die Südamerikaner: Brasilien, Argentinien, vielleicht auch Uruguay.

Anderer Fußball als in Europa

Joachim Löw hatte schon während seiner Inspektionsreise zum Confed Cup so eine Vermutung: "Die WM in Brasilien wird die größte Herausforderung der letzten zehn Jahre. Die Belastungen sind extrem hoch." Liverpools Ex-Trainer Gerard Houllier, Mitglied der Technical Study Group der Fifa, wurde noch präziser: "Ich glaube, dass die Bedingungen in Brasilien das Tempo bestimmen werden. Man wird nicht viel Pressing sehen."

In der Tat: Schon beim Confed Cup konnte man erkennen, dass bei den Temperaturen und klimatischen Bedingungen anders Fußball gespielt wird, als in Europa. Anders Fußball gespielt werden muss, so könnte man es auch formulieren. Mannschaften wie Spanien und Deutschland, die eine enorm laufaufwendige Spielweise bevorzugen, werden sich umstellen müssen. Die Brasilianer mit ihrem manchmal fast verhaltenen, aber jederzeit ökonomischen Stil haben es vorgemacht. Powerfußball a lá Bayern München und Borussia Dortmund wird 2014 nicht zum Ziel, sprich zum WM-Titel führen.

Gestoppt – auch vom Gras

Nochmal zu Spanien. Zahlen eignen sich normalerweise immer gut, um die Dominanz von Busquets, Ramos und Co. zu verdeutlichen. Jetzt, im Finale, war es die Statistik, die die Bedeutung der Schmach verdeutlichte. 52 Prozent Ballbesitz lassen ein Übergewicht vermuten, doch normalerweise verursacht das Tiki Taka der Spanier Werte mit einer satten Zwei-Drittel-Mehrheit. Sie konnten - wie schon gegen Italien – das Spiel der hohen Verteidigung und des Ballbesitzes nicht umsetzen. Gelähmt von der hohen Luftfeuchtigkeit und vielleicht auch gestoppt vom stumpfen Untergrund. Das mag kurios klingen, entspricht aber der Wahrheit. "Das Gras ist hier ein ganz anderes. Es lässt nicht die Geschwindigkeit zu, die wir in Europa spielen", sagte Englands Nationaltrainer Roy Hodgson nach dem Eröffnungsspiel des renovierten Maracaná-Stadions in Rio. Dort also, wo auch das Finale des Confed Cups ausgetragen wurde. Vorteil Brasilien, schon wieder.

Und dann wäre da noch die Historie. Die sollte der deutschen Nationalmannschaft und den anderen europäischen Teams neben all den erschwerenden Bedingungen im Hinblick auf 2014 eine letzte Warnung sein: Alle vier WM-Turniere in Südamerika gewannen bislang Südamerikaner. Bei drei Turnieren in Nord- und Mittelamerika hieß der Sieger entweder Brasilien oder Argentinien.

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