Verband in Finanznöten Zu klamm für Nagelsmann? Wieso der DFB knapp bei Kasse ist

  • von Luca Wolpers
Trainer Julian Nagelsmann ist Kandidat beim DFB auf die Flick-Nachfolge
Teurer Trainer: Der DFB müsste für Julian Nagelsamann tief in die Tasche greifen
© Federico Gambarini / DPA
Der DFB muss bei der Suche nach einem neuen Trainer aufs Geld achten. Wunschlösung Julian Nagelsmann könnte zu teuer sein. Woher kommt die finanzielle Notlage des größten Sportverbands der Welt?

Der DFB ist auf Trainersuche. Neben Fußballsachverstand und Qualitäten in der Mannschaftsführung muss der neue Bundestrainer vor allem ein Kriterium erfüllen ­– er sollte günstig sein. Denn der größte Sportverband der Welt ist knapp bei Kasse. Der DFB verzeichnete im Finanzbericht ein Jahresminus von 33,5 Millionen Euro. Wie kam es dazu?

Mit Hansi Flick hat der DFB den bestbezahlten Nationaltrainer der Welt vor die Tür gesetzt. Das Portal "Finance Football" schätzte sein Jahresgehalt auf 6,5 Millionen Euro. Diese stattliche Summe war wohl auch der Grund, wieso der DFB nicht schon früher die Reißleine bei Flick gezogen hat. Schließlich läuft dessen Vertrag noch bis zum Ende der EM 2024. Damit stehen Flick laut "Kicker" noch rund 4,5 Millionen Euro Gehalt zu.

Flicks hohes Gehalt ist mit seiner guten Verhandlungsposition im Jahr 2021 zu erklären. Er verdiente zuvor beim FC Bayern sieben Millionen Euro und musste demnach auch finanziell von einem Wechsel überzeugt werden. Sollte der DFB allem Anschein nach Julian Nagelsmann für das Traineramt favorisieren, steht er vor einem Déjà-vu. Nagelsmann ist trotz Entlassung im März noch bis 2026 an den FC Bayern gebunden. Möglicherweise muss der DFB also wieder eine Ablöse an den Rekordmeister zahlen. Berichten der BILD zufolge sehen die Münchner aber davon ab. Allerdings wäre Nagelsmann wohl nur mit einem ähnlichen Gehalt wie Flick für den Verband zu gewinnen. Alles Investitionen, die sich der DFB momentan kaum leisten kann.

Geht der Erfolg, gehen die Einnahmen

Einer der Hauptgründe für das finanzielle Loch in der DFB-Brieftasche ist recht offensichtlich. "Ist die Nationalmannschaft erfolglos, geht es dem DFB auch wirtschaftlich nicht gut. Das kann man mit jedem Bundesligisten vergleichen", sagte DFB-Schatzmeister Stephan Grunwald im März. Der DFB ist wirtschaftlich von der Nationalmannschaft abhängig – und die schied bei den letzten beiden Weltmeisterschaften jeweils in der Vorrunde aus. Heißt: Prämien in Millionenhöhe sind für den Verband ausgeblieben. Der DFB wurde für sein Vorrundenaus bei der WM in Katar von der FIFA mit neun Millionen Euro entlohnt. Finalist Frankreich erhielt hingegen 30, Weltmeister Argentinien sogar 42 Millionen Euro.

Der sportliche Misserfolg wirke sich aber nicht nur auf die ausbleibenden Turnier-Prämien aus, sondern auch auf die Verhandlungen mit Sponsoren, so Schatzmeister Grunwald.

Ein weiterer Grund für die DFB-Finanzkrise sind drohende Steuerrückzahlungen in Höhe von 46 Millionen Euro. Denn: Dem DFB wurde für die Jahre 2014 und 2015 die Gemeinnützigkeit aberkannt. Finanzbehörden werfen dem Verband Steuerhinterziehung im Zusammenhang mit Einnahmen aus der Bandenwerbung vor. Der Verband hat deswegen in seiner Bilanz bereits Rückstellungen verbucht. Schon für das Jahr 2006 war dem DFB die Gemeinnützigkeit aberkannt worden, da er eine WM-Eröffnungsgala zu Unrecht als Betriebsausgabe ausgewiesen habe. Der DFB geht derzeit noch gegen alle Fälle rechtlich vor.

DFB zahlt 180 Millionen für leere Büros

Auch der 2022 eröffnete DFB-Campus in Frankfurt am Main schluckte Millionen. Die Kosten für den Neubau stiegen von ursprünglich geplanten 150 Millionen auf 180 Millionen Euro. Die jährlichen Betriebskosten belaufen sich auf 18 Millionen Euro. Einen besonders negativen Beigeschmack hat das Projekt über Berichte bekommen, die von menschenleeren Büros, defekten Fenstern und baufälligen Fitnessräumen sprechen.

Immerhin: Der DFB hat die Zeichen der Zeit erkannt. "Wir haben einen konsequenten Weg der Haushaltskonsolidierung eingeschlagen, auf dem wir die bestehenden Budgets und weiteren Planungen verantwortungsvoll und weitsichtig angepasst haben“, sagte Schatzmeister Grunwald im Juli. Man habe das strukturelle Defizit von 19,5 auf 4,5 Millionen Euro im Jahr senken können. Konkret benannt hat der DFB die Sparmaßnahmen, die dazu geführt haben, nicht.

Eine Einnahmequelle ist hingegen bekannt: Die Amazon-Doku "All or Nothing" über die Nationalmannschaft in Katar, brachte dem Verband zwischen fünf und sechs Millionen Euro ein.

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