Bruch der Sitten Iranische Sportkletterin tritt bei Asienweltmeisterschaft ohne Kopftuch an – und wird dafür gefeiert

Elnas Rekabi bei einem Wettbewerb im Jahr 2019
Im Finale der Asienmeisterschaft trat die Iranerin Elnas Rekabi ohne Kopftuch an. Ihr droht nun der Ausschluss aus der Nationalmannschaft
© Imago Images
Iranische Sportlerinnen müssen ihre Haare verhüllen. Die Klettermeisterin Elnas Rekabi hat das Kopftuchgesetz nun ignoriert. Manche loben sie dafür – Konsequenzen drohen dennoch.

Irans Klettermeisterin Elnas Rekabi hat im Finale der Asienmeisterschaft in Seoul das für iranische Sportlerinnen obligatorische Kopftuch abgenommen. Iranische Medien reagierten mit Empörung auf den Vorfall. "Bleibt abzuwarten, wie das Sportministerium auf diese Aktion reagieren wird", schrieb die regierungsnahe Zeitung Hamshahri am Montag.

In den sozialen Medien jedoch wurde die Sportlerin von den Iranern gefeiert. "Wir sind stolz auf dich", hieß es in einer der zahlreichen Reaktionen auf Twitter. Rekabi belegte am Ende den vierten Platz.

Verstoß gegen Kopftuchgesetz könnte Rekabi Platz in der Nationalmannschaft kosten

Seit der islamischen Revolution von 1979 müssen die iranischen Frauen in der Öffentlichkeit ein Kopftuch und lange Jacken tragen, um so Haare und Körperkonturen zu verbergen. Dieses Gesetz gilt auch für alle Sportlerinnen des islamischen Landes, insbesondere bei Wettbewerben im Ausland. 

Demnach hätte Rekabi eindeutig gegen das Kopftuchgesetz verstoßen. Ihr droht voraussichtlich der Ausschluss aus der Nationalmannschaft. Laut Beobachtern war ihre Aktion in Seoul auch im Zusammenhang mit den anhaltenden Frauenprotesten gegen den Kopftuchzwang im Iran zu sehen, als ein Signal für ihre Solidarität mit der Frauenbewegung.

Auslöser der Proteste war der immer noch unaufgeklärte Tod der 22-jährigen Mahsa Amini im Polizeigewahrsam. Die junge Frau war im vergangenen Monat von der Sittenpolizei festgenommen worden, weil ihr Kopftuch leicht verrutscht war und ein paar Haarsträhnen zu sehen waren.

EU will iranische Sittenpolizei sanktionieren

Derweil kündigte Bundesaußenministerin Annalena Baerbock EU-Sanktionen gegen die iranische Sittenpolizei an. Ziel sei es, die Verantwortlichen für brutale Verbrechen an Frauen, Jugendlichen und Männern zur Verantwortung zu ziehen, sagte die Grünen-Politikerin am Montag am Rande eines EU-Außenministertreffens in Luxemburg. Die Betroffenen sollten nicht mehr in die EU einreisen dürfen. Zudem können auch Vermögen eingefroren werden.

DPA
cl

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