Sieg gegen Bremen FC Schalke 04: Ein Funken Hoffnung, der zum Flächenbrand werden kann

Schalke: Spieler vor der Nordkurve
Die Nordkurve steht wieder hinter ihrer Mannschaft. Der FC Schalke zeigt eindrücklich: Im Keller brennt noch Licht.
© Christof Koepsel / Getty Images
Bis zur Winterpause war der FC Schalke ein Trümmerhaufen. Nach dem Last-Minute-Sieg gegen Bremen ist der ganze Verein elektrisiert. Es ist ein Funken Hoffnung im Abstiegskampf, der zu einem Lauffeuer werden kann.

Bis zur 80. Minute in diesem Top-Spiel gegen Werder Bremen war der FC Schalke 04 praktisch schon abgestiegen. "Gut mitgehalten" würde man am Sonntagmorgen in den Zeitungen lesen. "Aufgeopfert, aber am Ende unglücklich" – wie schon so oft bei Mannschaften im Abstiegskampf, die wieder mal ein Spiel verlieren. Dann aber fiel Sepp van den Berg der Ball an der Strafraumkante mit etwas Glück vor die Füße und der Niederländer befolgte ein Weisheit von Franz Beckenbauer: "Wenn du nicht weißt, wohin mit dem Ball, schieß ihn ins Tor." Ein Schuss. Ein Schrei. Schalke ist doch noch nicht ganz abgemeldet. 

Bemerkenswert war aber, was danach passierte: Nachdem der erste Jubel abgeflacht war, war es Marius Bülter, der signalisierte: "Weitermachen! Nachsetzen!" Und (ganz) Schalke setzte nach. Mannschaft und Stadion gleichermaßen, bis Dominick Drexler den Ball in der Nachspielzeit tatsächlich zum 2:1 einschob. Schalke lebt. Im Keller brennt noch Licht.

Schalke meldet sich zurück: Sieg gegen Bremen könnte entscheidend im Saisonendspurt werden

Zur Winterpause hätte wohl nicht mal der kühnste Optimist in königsblau auch nur einen Cent darauf gesetzt, dass Schalke die Klasse hält. Bis zur unsäglichen WM in Katar sammelten die Knappen gerade einmal neun mickrige Punkte. Viele Fans wandten sich ab, der Verein wirkte plan- und führungslos. 

Im neuen Jahr scheint aber alles anders zu sein. Schon jetzt hat S04 doppelt so viele Zähler geholt wie in der Hinrunde. So schön die Momentaufnahme auch sein mag; vielleicht noch viel wichtiger ist aber, dass die Mannschaft eine Entwicklung genommen hat. Maßgeblich dafür verantwortlich ist Trainer Thomas Reis, dessen Handschrift immer deutlicher zu sehen ist: Einsatz, Hingabe und mitunter sogar richtig ansehnlicher Fußball – nicht selbstverständlich für einen Abstiegskandidaten. Reis hat es geschafft, aus den Trümmern eines Traditionsvereins wieder eine Identität zu bauen. Irgendwo zwischen Wadenbeißer und Pferdelunge – auf alle Fälle weg von den glitzernden Champions League-Schalkern, denen offenbar viele in den Führungsetagen lange nachgehangen haben, ohne zu merken, dass diese Zeiten lange vorbei sind.

Nur das Restprogramm könnte die Schalker Euphorie dämpfen

Die Wirkung ist eindrücklich: Fans und Mannschaft sind wieder deutlich enger zusammengerückt. Und insbesondere diese positiv bekloppten Schalke-Fans können in den letzten Spielen ein großer Faustpfand werden. Der späte Sieg gegen Bremen könnte der entscheidende Funke sein, den Schalke gebraucht hat. Mit den Fans im Rücken kann er schnell zu einem Flächenbrand der Euphorie werden und S04 zu Siegen tragen, die so gar nicht eingepreist waren. 

Und genau das ist die Krux an der Geschichte: Auch wenn die Stimmung der Schalker derzeit nach Aufbruch schreit, wird die Mannschaft Punkte holen müssen, mit denen man nicht rechnen kann. Das Restprogramm steht unter dem Motto: Schwieriger ging leider nicht. Mainz, Bayern, Frankfurt und Leipzig stehen noch auf dem Spielplan. Um eine realistische Chance zu haben, am Ende über dem Strich zu stehen, müssen aus diesen vier Spielen wohl mindestens vier Punkte her – vielleicht sogar mehr. 

Rosig sieht das Restprogramm für S04 also nicht aus – doch wenn es eine Mannschaft momentan schaffen kann, sich Siege zu erkämpfen, dann wohl der FC Schalke.

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