FORMEL 1 Hitze-Zauber statt Regen-Tanz

Nach Michael Schumachers Sieg in Melbourne befürchten einige wieder ein Solo des viermaligen Weltmeister wie im Vorjahr. Die Konkurrenz hofft nun auf gnädiges Wetter.

Nach Michael Schumachers Spazierfahrt zum Sieg in Melbourne befürchten einige schon ein ähnliches Solo des viermaligen Weltmeister wie im Vorjahr. Der Ferrari-Star aus Kerpen, der in seinem Vorjahres-Auto die Konkurrenz deklassierte, bremste jedoch alle Euphorie: »Von jetzt an wird es ein viel engerer Kampf. So wie heute wird es nicht die ganze Saison laufen.« Die italienischen Medien ignorierten die Warnungen und überschlugen sich vor lauter Begeisterung. »Die Formula Schumi geht weiter«, jubelte »L'Unione Sarda«. Der »Corriere della Sera« titelte: »Schumi fängt schon wieder an, Fahrstunden zu geben.« Laut »La Repubblica« erteilte der Deutsche »eine Lehrstunde«.

»Ganz geschlafen haben wir also nicht«

Die geschlagene Konkurrenz ist derweil kräftig dabei, die erlittenen Wunde zu lecken. »Das war ein Schlag ins Gesicht für uns alle, zugleich aber auch ein Ansporn«, fasste Ralf Schumacher die Schlappe beim Großen Preis von Australien treffend zusammen. Tröstlich fand der Williams-BMW-Pilot wenigstens, dass die Weiß-Blauen das Duell um den zweiten Platz gegen die Silberpfeile gewonnen hatten. »Ganz geschlafen haben wir also nicht«, sagte er süffisant, nachdem er den anfänglichen Schreck über seinen Startunfall mit Rubens Barrichello überwunden hatte. Der Kerpener hatte beim Aufprall ins Ferrari-Heck laut Telemetriedaten über 260 Sachen drauf und flog etwa 100 Meter durch die Luft.

Während Ralf Schumacher nach seinem Sturzflug spontan entschied, zu Söhnchen David nach Salzburg heimzukehren und den ursprünglich geplanten Urlaub mit Ehefrau Cora »down under« zu streichen, gönnte sich sein Bruder mit Frau Corinna ein paar freie Tage in Australien. Vor Sepang will sich der im eigenen Flugzeug angereiste Michael Schumacher den Stress mit zusätzlichen 20 000 Meilen und zweimaligem Jet-Lag nicht antun. Die intensive Testarbeit mit dem neuen Ferrari in dieser Woche überlässt der Maestro seinen Gehilfen.

Skeptischer Michael Schumacher

Allerdings zeigte Schumacher trotz seines - von einigen packenden Duellen mit dem zweitplatzierten Juan Pablo Montoya abgesehen - leicht heraus gefahrenen Triumphs keinerlei Anzeichen von Überheblichkeit. »Vielleicht haben die anderen Teams noch einiges in petto und können mächtig zulegen. Deshalb bin ich da vorsichtig«, sagte der Champion. »Auch wenn wir in Melbourne eine gewisse Dominanz hatten, muss die nicht bei den nächsten Rennen zwingend vorhanden sein.« Der 54-malige Grand-Prix-Sieger verwies auf das Vorjahr, als er die ersten beiden Rennen »ziemlich einfach gewonnen« hatte: »Und in Brasilien sind sie uns schon um die Ohren gefahren.«

Gelassener Todt

Sein eigener Teamchef Jean Todt sieht die Sache wesentlich entspannter. »Wenn wir zwei Sekunden Rückstand gehabt hätten, sähe die Situation natürlich ganz anders aus«, zeigte sich Todt erleichtert. So könne man in aller Ruhe das neue Auto testen. Ob der Ferrari F2002 schon in Malaysia seine Rennpremiere erleben wird, darüber schweigt sich der umtriebige Teamchef bisher aus. Wie der Internetanbieter sport1.de berichtet, denkt man bei Ferrari sogar darüber nach, den neuen Boliden bis 2003 in der Garage zu lassen.

Angst vor Regen

Die Rivalen sind sich bewusst, dass zukünftige Erfolge vom Wetter und den Reifen abhängen. »Ich hoffe auf Hitze«, sagte Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug. »Wenn es in Malaysia Monsunregen gibt, sind wir vorn nicht mit dabei.« Die kühlen Luft- und Streckentemperaturen um die 17 Grad Celsius kommen Ferraris Bridgestone-Reifen besser entgegen als den Michelin der McLaren-Mercedes und Williams-BMW.

Die Hoffung auf Wärme

»Wenn es nur fünf Grad wärmer wird, sieht die Welt schon anders aus«, sprach Haug diesen wichtigen Aspekt an. Der MP 4-17 habe genügend Potenzial, man müsse es »nur wecken«. Als gutes Zeichen wertete er die schnellste Rennrunde durch Kimi Räikkönen, der als Dritter einen guten Einstand im Silberpfeil feierte.

BMW-Motorsportdirektor Gerhard Berger versprach: »In Malaysia wird der Abstand kleiner. Ob wir Ferrari dort schon schlagen können, weiß ich nicht. Aber im Verlauf der Saison wird das sicher gelingen.« Montoya meinte: »Ich hoffe, dass es heißer wird. Da sehen wir viel besser aus.«

Von Elmar Dreher (dpa)

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