Einen schlechte Draht zum himmlischen Wetterbeauftragten hatte Michael Schumacher beim Qualifikationstraining zum Formel-1-Auftakt in Melbourne. Ein unerwarteter Regenschauer kostete den Weltmeister die Poleposition. Der Ärger war jedoch sehr begrenzt, denn Startplatz eins bleibt in der »Familie«. Mit fünf tausendstel Sekunden Vorsprung stellte Rubens Barrichello seinen Ferrari auf Platz eins. »Das ist egal. Beide Ferrari stehen in der ersten Startreihe, so wie wir das wollten«, fand sich Schumacher am Samstag schnell mit der hauchdünnen Niederlage ab. Sein drittplatzierter Bruder Ralf und David Coulthard bilden die zweite Startreihe.
Alle Chancen auf den Hattrick
Michael Schumacher schaute nur kurz bedröppelt drein. »Bei nur fünf Tausendstelsekunden Differenz habe ich keinen Grund, traurig zu sein«, sagte er zu seiner Zeit von 1:25,848 Minuten auf dem 5,303 km langen Albert-Park-Circuit. »Das ist ein schöner Saisonstart für uns.« Der 53-malige Grand-Prix-Sieger hat alle Chancen, am Sonntag in Melbourne einen Hattrick zu landen.
Nicht mehr jammern sondern genießen
Barrichello, sonst meist im Schatten des Superstars stehend, konnte sein Glück über seine erste Bestzeit seit fast 22 Monaten kaum fassen. »Ich liebe den Regen. Meine vier Poles habe ich immer bei schlechtem Wetter geholt, das für mich offensichtlich gut ist«, jubelte er. Er sei sehr zufrieden. »Es ist ein hartes Leben, die Nummer 2 hinter Michael zu sein«, ließ der ewige Schattenmann seinen Emotionen freien Lauf. »Ich habe mir für diese Saison vorgenommen, nicht mehr zu jammern und das Rennfahren zu genießen. Das scheint zu klappen.«
Der Brasilianer vergaß nicht darauf hinzuweisen, dass er die 1:25,843 Minuten bei trockenen Bedingungen erzielt hatte. Aber unmittelbar danach setzte Regen ein und das Qualifying war bereits bei Halbzeit entschieden. »Wir dachten eigentlich, die Strecke würde abtrocknen, aber es wurde immer nasser«, äußerte sich Ferrari-Teamchef Jean Todt überrascht.
Widrige Umstände
Schumacher war schon vor dem Wetterumschwung Opfer widriger Umstände geworden: Wegen einer Roten Flagge nach einer Kollision zwischen Coulthard und Jacques Villeneuve musste der 33 Jahre alte Kerpener seinen ersten schnellen Versuch abbrechen. »Das hat mich eine Runde gekostet. Und bei meinem zweiten Turn bin ich aufs Gras gekommen. Sonst wäre ich schneller gewesen«, sagte er.
Schnelle Bridgestone-Reifen
Aber auch so ging die Konkurrenz baden: Das Ferrari-Duo war mit dem Vorjahresmodell und den Bridgestone-Reifen eine Klasse besser. »Dass wir trotz des alten Autos Platz 1 und 2 geholt haben, ist ein großes Verdienst von Bridgestone und des Teams. Die haben den F2001 richtig aufgemöbelt«, verteilte Schumacher Streicheleinheiten. »Rubens hat einen Superjob gemacht.«
»Wir müssen uns noch einiges einfallen lassen«
Sein Bruder griff das Stichwort auf. »Aufmöbeln reicht bei uns nicht«, sagte »Schumi II« angesichts seiner 0,436 Sekunden Rückstand. »Wir müssen uns noch einiges einfallen lassen.« Er hätte gedacht, dass Williams-BMW näher an die Ferrari heranrücken könne. »Bei so niedrigen Temperaturen sind unsere Michelin wohl nicht so gut wie die Bridgestone«, machte er in erster Linie die Reifen für den deutlichen Rückstand verantwortlich.
McLaren-Teamchef Ron Dennis bewertete dies ebenso: »Ich bin nicht überrascht, dass dieser Kurs Bridgestone entgegenkommt. Unter den gegebenen Umständen sind unsere Startpositionen nicht so schlecht.« Kimi Räikkönen wurde im zweiten Silberpfeil Fünfter, Juan Pablo Montoya im zweiten Williams-BMW Sechster.
Nich Heidfeld verhalten
Auch Nick Heidfeld bezeichnete seinen zehnten Platz angesichts der widrigen Umstände als okay. Am Vormittag hatten Probleme mit dem Benzindruck den Sauber-Petronas-Piloten aus Mönchengladbach zwei Mal gestoppt. Und als er nachmittags seinen zweiten Versuch startete, fielen schon die Tropfen. Genau die selben Probleme sorgten dafür, dass Heinz-Harald Frentzen bei seinem Debüt im Arrows-Cosworth mit Platz 15 zufrieden sein musste.