Weltmeister Fernando Alonso hat Ferrari-Star Michael Schumacher bereits zum Top-Titelanwärter für das kommende Jahr erklärt. "Er geht als Favorit Nummer 1 in die WM", sagte der Spanier drei Tage vor dem Großen Preis von Japan am Sonntag (07.00 Uhr) in Suzuka. "Es würde auch ziemlich arrogant sein, wenn er sich selbst nennen würde. Aber hoffen wir das Beste", kommentierte der gestürzte Formel-1-König Schumacher die Einschätzung seines Thronfolgers.
Während Alonso mit dem französischen Renault-Rennstall (162 Punkte) in den letzten beiden Rennen der Saisonrennen auch noch um den Konstrukteurstitel gegen McLaren-Mercedes (164) kämpfen will, fallen Schumachers kurzfristige Ziele deutlich bescheidener aus. "Wir wollen Schadensbegrenzung betreiben", sagte er am Donnerstag: "Wir hatten gehofft, dass Problem unserer Langsamkeit lösen zu können. Das ist aber nicht der Fall." Trotz Tests sei die Scuderia auf dem Level wie in Brasilien, als der 36-Jährige auf den vierten Rang gefahren worden war. "Es ist klar, dass wir nicht um den Sieg fahren, aber wir kämpfen ums Podium", betonte Schumacher, der in Sao Paolo von Alonso als Weltmeister abgelöst worden war.
"Die Formel 1 ist jedes Jahr anders"
Ob er in der Fahrerwertung - derzeit Vierter hinter dem punktgleichen McLaren-Merecedes-Mann Juan Pablo Montoya (Kolumbien/60 Punkte) - noch Plätze gut machen kann, "ist mir völlig wurscht. Es ist keine Herausforderung Dritter zu werden", stellte Schumacher klar. Er dementierte zudem Meldungen, wonach er seinen traditionellen Winterurlaub verkürzen wolle, um weiter den Ferrari mit dem für 2006 vorgeschriebenen V8-Motor zu testen. Das sei "überhaupt nicht" geplant, betonte Schumacher. Mit einem breiten Grinsen erschien der neue Weltmeister Alonso bei seinem Auftritt am Donnerstag im Land des Lächelns. Bereitwillig folgte er auf der offiziellen Pressekonferenz der Bitte der Fotografen um ein Shake-Hands mit dem geschlagenen finnischen Silberpfeil-Piloten Kimi Räikkönen, der mit nunmehr 94 Punkten keine Chance mehr hat, Alonso (117) in Japan und eine Woche danach in Schanghai abzufangen.
Diese beiden Rennen wolle er "einfach genießen", sagte Alonso, nachdem der 24-Jährige und bislang jüngste Titelträger mit Freunden und Familien in seinem Wahl-Wohnsitz im englischen Oxford sein Meisterstück vor zwei Wochen gefeiert hatte. Einen Abstecher in seine spanische Heimat machte Alonso allerdings noch nicht - aus Protest, weil sich bis zu seinem Titeltriumph in Spanien niemand für ihn interessiert hätte. Von einer Wachablösung und einem Sieg-Abonnement wie zu besten Schumacher-Zeiten will Alonso nichts wissen, nachdem sein Vorgänger zuvor fünf Mal in Serie den WM-Sieg eingefahren hatte. "Wer weiß, ob wir nächstes Jahr wieder um den Titel mitkämpfen können. Die Formel 1 ist jedes Jahr anders", meinte der Renault-Pilot.
Hinzu kommt, dass von der kommenden Saison an statt der jetzt üblichen V10- nur noch Achtzylinder-Motoren erlaubt sind und alle Teams mehr oder weniger bei Null beginnen. "Wir hoffen natürlich, dass wir wieder um die WM mitfahren und bis zum Ende alle Optionen offen halten können", sagte der Iberer. "Ich habe aber gelernt, dass man ein gutes Auto haben muss, um zu gewinnen." Das gelte auch in puncto Motivation. "Wenn man gewinnt, ist es unmöglich aufzuhören. Sechs, sieben Jahre ohne ein richtig gutes Auto und man hört schneller auf", meinte Alonso.
DPA