Der Vettel-Finger ist zurück – und das, obwohl es "nur" Platz sieben beim USA-GP war für Sebastian Vettel. Aus der grünen Gurke Aston Martin wurde zuletzt ein schneller Flitzer, der 00Seb die "Lizenz zu Punkten" gab. Bereits der heiße Ritt in der Regenschlacht von Japan holte das alte Feuer aus dem viermaligen Weltmeister heraus. Was ihm die Fans mit zwei "Fahrer des Tages"-Awards garnierten. Es stellt sich also die Frage: War der Entschluss zum Karriereende für Sebastian Vettel etwas zu voreilig?
Aston Martin viertstärkstes Team bei Übersee-Reise
Fest steht: Aston Martin bekommt derzeit nach einer komplett verpatzten ersten Saisonhälfte eine Art zweite Luft. In den vergangenen drei Grand Prix (Singapur, Japan, USA) holte das britische Team die viertmeisten Punkte aller Rennställe und war damit hinter den drei Topteams "Best of the rest". Sicherlich spielte ein wenig Chaos den Grünen in die Karten, doch der Aufwärtstrend ist dennoch eindeutig erkennbar. Immer noch zu wenig für die Mannen von Besitzer Lawrence Stroll, der Aston für 2022 eigentlich mindestens als klare vierte Kraft sehen wollte. Doch immerhin sind die Tage, an denen Sebastian Vettel chancenlos am Ende des Feldes hinterherfahren musste, wie beim Österreich-Rennen, offensichtlich vorbei.
Dieses Wiedererstarken kommt für den Vierfach-Champion allerdings etwas zu spät. Denn die Entscheidung über seine Zukunft traf Vettel in der Sommerpause. Bereut Vettel diese Entscheidung nun also? Wahrscheinlich nicht wirklich. Denn so schön der Fight mit Kevin Magnussen in Austin und der Regentanz in Suzuka auch war, kamen mit Platz sechs und sieben dennoch nur Platzierungen heraus, die für sich genommen immer noch zu wenig für die Ansprüche des 34-jährigen Ex-Weltmeisters sind. Nur aufgrund der teils hoffnungslos schlechten Ergebnisse zuvor konnte sich Vettel also darüber freuen.
Rückkehr mit Audi möglich?
Podeste und Siege sind es, wonach Vettel strebt. Und solange diese nicht erreicht werden, gibt es abseits der Strecke für den Heppenheimer wichtigere Themen. Den Bienen will er helfen und dem nachhaltigen PKW-Verkehr. Bei Aktionen wie in Silverstone, als Seb mit seinem privaten Williams aus den 90ern mit rein synthetischen, emissionsfreien Kraftstoffen unterwegs war. An Rennstrecken werden wir den Ex-Champion sicher von Zeit zu Zeit nochmal sehen. Und von seinen Errungenschaften für die Natur und den Umweltschutz werden wir vielleicht über seine neu geschaffenen Social-Media-Accounts auf dem Laufenden gehalten.
Nach überraschendem Rücktritt: Sebastian Vettels bewegte Karriere in Bildern
Und wer weiß: 2024 steigt Audi als Namensgeber für das Sauber-Team ein, 2026 dann werksseitig als Motorenhersteller bei den Schweizern. Bei dem Team, in dem Vettel einst in Indanapolis 2006 sein Trainings- und 2007 an gleicher Stelle sein Renndebüt gab. Die Brücke für ein Comeback wäre also vorhanden, oder?
Alonso ist der große Profiteur von Sebastian Vettels Arbeit
Nutznießer von Vettels Aufbauarbeit wird ein anderer Altmeister sein, der im Gegensatz zu seinem einstigen Rivalen jede Menge Lust auf Aston Martin hat: Fernando Alonso. Eigentlich nicht gerade für sein Feingefühl bei Team-Wechseln bekannt, könnte der 41-Jährige mit seinem überraschenden Transfer von Alpine zu Aston Martin alles richtig gemacht haben.
Vom Gedanken eines letzten WM-Titels muss sich Alonso angesichts der übermächtigen Konkurrenz von Mercedes, Ferrari und Red Bull sowieso verabschieden, doch bei Aston Martin setzt sich der Spanier in ein gemachtes Nest. Im Gegensatz zur Situation bei Alpine sind die Rollen teamintern klar verteilt: Lance Stroll als Stallgefährte ist zwar Papas Lieblingssohn, aber für Alonso nicht mehr als ein Statist in der eigenen Garage. Es wird also eine One-Man-Show. Und genau das liebt Alonso, wie seine Zeiten bei Renault und Ferrari gezeigt haben.
Alonso und Aston Martin könnten also ein Duo werden, bei dem Sebastian Vettel vor dem Fernseher (wenn er denn an einer Zuschauerrolle interessiert ist), doch noch Reue über ein eventuell verfrühtes Karriereende kommen könnte.