Für die Fotografen nahmen sie sich sogar in den Arm, und auch sonst gaben sich Weltmeister Kimi Räikkönen, Herausforderer Lewis Hamilton und Ex-Champion Fernando Alonso handzahm. Von einem Vorgeschmack auf einen packenden Dreikampf auf der Rennstrecke war drei Tage vor dem Großen Preis von Australien nichts zu spüren, als die drei Erstplatzierten der vergangenen Formel-1-Weltmeisterschaft Rede und Antwort standen. Fragen wirft dagegen der deutsche Rennstall BMW-Sauber kurz vor dem Saisonauftakt auf.
"Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie so schlecht gearbeitet haben", meinte Pilot Nico Rosberg von BMW-Rivale Williams-Toyota. Während der Wiesbadener trotz starker Vorstellung in der Vorbereitung selbst noch Verbesserungen im mechanischen Bereich seines neuen Autos reklamierte und von fehlenden Zehntelsekunden sprach, hatten die Blau-Weißen in der Testphase meist nur mäßige Zeiten erzielt. Allerdings legte das Team die Karten nicht immer auf den Tisch: Bei Testfahrten in Valencia gab das Team eine andere als die tatsächliche Bestzeit bekannt.
Nicht auf der Höhe von Ferrari und McLaren
"Das ist wahr", konstatierte BMW-Motorsportchef Mario Theissen. Auf eine weitere Simulation einer Qualifikationsrunde verzichtete der Rennstall an den weiteren Testtagen. Zum derzeitigen Leistungsstand mit dem neuen F1.08 meinte Theissen: "Ich sehe uns nicht auf der Höhe von Ferrari und McLaren-Mercedes zum jetzigen Zeitpunkt." Dies dürfte indes nicht der Grund für die Gelassenheit unter den drei Erstplatzierten des vergangenen Jahres gewesen sein. Während Räikkönen und Hamilton des Öfteren miteinander feixten und lachten, verteilte nicht einmal der im vergangenen Jahr von Hamilton geschlagene Alonso Spitzen. "Jedes Jahr ist eine neue Herausforderung", erwiderte Alonso auf die Frage, wie es ihm nun ohne seinen ehemaligen Rennstallrivalen Hamilton erginge.
Selten waren er und der britische Vizeweltmeister sich wohl so einig. "Es ist eine neue Herausforderung für mich", sagte Hamilton, und rückblickend auf das alles andere als störungsfreie vergangene Jahr mit Alonso fügte er an: "Wenn man in seiner ersten Saison mit einem zweimaligen Weltmeister fährt, den man so lange angeschaut hat, ist das ein Privileg." Als erster nahm Champion Räikkönen am Pult Platz, umrahmt von Hamilton und Alonso. 144 Tage nach dem WM-Triumph des Finnen gab dieser sich aber nicht minder wortkarg wie vor seinem größten Karriere-Erfolg. "Wir sind in einer guten Position", meinte der Ferrari-Fahrer. An Spekulationen über das Kräfteverhältnis wollte er sich nicht beteiligen. "Die Saison hat ja nicht einmal angefangen."
"Es wird hart für die Reifen"
Dass es spätestens mit der Qualifikation am Samstag endlich soweit ist, erfreut den in der letzten Saison um nur einen Punkt geschlagenen McLaren-Mercedes-Piloten Hamilton. "Die Pause war zu lang", meinte der 23-Jährige, der in seinem zweiten Jahr in der "Königsklasse" auf den WM-Thron will. Auf dem Weg dahin will er auf dem 5,303 Kilometer langen Kurs im Albert Park von Melbourne an diesem Sonntag (Start 5.30 Uhr MESZ/RTL und Premiere) den ersten Schritt machen - mit einem Sieg.
"Es wird hart für die Reifen", prophezeite Hamilton angesichts der Hitzeschlacht bei Prognosen von weit über 30 Grad am Wochenende. "Das ist aber eine gute Vorbereitung für die nächste Woche", meinte der Brite mit Blick auf das Rennen in der "Sauna" von Sepang in Malaysia.Vor einem Jahr war Räikkönnen mit einem Sieg in die WM gestartet, in Malaysia hatte er sich Alonso geschlagen geben müssen. Mit seinem neuen und alten Team Renault rechnet sich der Ex-Silberpfeil-Pilot indes noch keine Siegchancen aus. "Es wird aber eine lange WM", prophezeite Alonso - auch in der Hoffnung, mit den Franzosen wieder in die Erfolgsspur der Jahre 2005 und 2006 zurückkehren zu können.