Der Hamburger SV entführte mit einem 1:1 einen Punkt aus dem Borussia-Park. Ein Abseitstor von Mike Hanke (45. Minute) beantwortete Tolgay Arslan (56.) nach der Pause. Im zweiten Durchgang kam das Gladbacher Kurzpassspiel nie zum Tragen, da das Mittelfeld des Gastes kaum Räume freigab.
Beide Mannschaften suchten bis zum Schluss den Weg nach vorne, doch die weitgehend stabilen Abwehrreihen ließen kaum einen gefährlichen Abschluss zu. In der Nachspielzeit hatte Juan Arango nach einer Ecke den Siegtreffer auf dem Kopf. Doch das Kopfballspiel ist nicht die Spezialität des Edeltechnikers.
Reus und De Camargo stürmen
Die Hausherren mussten Patrick Herrmann aufgrund eines Schlüsselbeinbruches aus der Partie des vergangenen Wochenendes ersetzen. Der zuletzt erkrankte Mike Hanke rückte in die Startformation zurück, wurde aber von Lucien Favre im Mittelfeld eingesetzt. Marco Reus bildete mit Igor de Camargo die vorderste Sturmreihe. Auf der anderen Seite blieb es ebenso bei einem Wechsel, denn Thorsten Fink musste auf den angeschlagenen Mladen Petric verzichten. Stattdessen erhielt Tolgay Arslan eine Chance.
Der HSV begann mutig beim Favoriten, beschäftigte diesen in dessen Hälfte und überstand die erste Viertelstunde schadlos. Der erste Torschuss ging an Arslan, der in der 12. Minute aus fünfzehn Metern per Flachschuss an Marc-Andre ter Stegen scheiterte.
Die Gladbacher ließen sich ungewöhnlich viel Zeit mit der ersten Torchance, die dann aber gleich eine hochkarätige war. Eine Reus-Ecke von rechts landete beim völlig freistehenden Roel Brouwers, der den Ball aus acht Metern per Direktabnahme aufs Tor jagte, aber nur den am linken Pfosten stehenden Dennis Diekmeier traf (21.). Nur eine Minute später setzte Juan Arango einen seiner gefürchteten Fernschüsse an, der das rechte Eck aber um gut einen Meter verpasste.
Gladbach lässt gute Chancen aus
Kurz darauf kamen die Fohlen bis dato besten Möglichkeit der Partie. Roman Neustädter schickte De Camargo aus der eigenen Hälfte per Steilpass auf den Weg. Slobodan Rajkovic konnte nicht folgen. Der Stürmer scheiterte aber an aus dem Tor eilenden Jaroslav Drobny, der per Fußabwehr parierte.
Die Partie wurde allerdings ansonsten von starken Defensivreihen dominiert. Der HSV erholte sich von seiner Schwächephase, blockte insbesondere Reus mehrmals schon vor dem eigenen Sechzehner. Dieser lief kurz vor der Pause heiß, meckerte Aufgrund einer Entscheidung von Günter Perl gegen sich und kassierte prompt die erste Verwarnung der Partie.
Abseitstreffer schockt HSV
Kurz vor der Pause knallte es aber doch noch im Hamburger Kasten. Heiko Westermann sprang der Ball unglücklich vierzig Meter vor dem Tor an die Hand. Perl entschied auf Freistoß. Dieser wurde kurz ausgeführt. Arango verzichtete auf einen Torschuss, spielte den Ball auf den Kopf von Hanke, der von der Schläfrigkeit Marcell Jansens profitierte und aus zwölf Metern Drobny mit einem Kopfball ins linke Eck keine Chance ließ.
Heftige Proteste der Hamburger folgten. Denn zum Zeitpunkt des Zuspiels stand Hanke hinter seinem Gegenspieler gut einen Meter im Abseits. Da die Szene auf dem Videowürfel im Stadion gezeigt wurde, waren die Gäste in Rage. Doch Perl beharrte auf seiner Entscheidung.
Positive Hamburger Reaktion
Der HSV setzte die aus dem irregulären Gegentor entstandenen Emotionen aber mit Wiederanpfiff positiv um. Vermehrt kamen die Hanseaten über die Außen und gleich zu ihrer besten Chance, als Paolo Guererro für Arslan auflegte. Dieser bekam aber etwas Rücklage und feuerte das Leder aus zwölf Metern statt in den linken Winkel über das Borussen-Gehäuse.
Der Petric-Ersatz ließ sich aber nicht beirren und stand in der 56. Minute bei einer Ecke goldrichtig, als Guerreo den Ball per Kopf an den Fünfer beförderte. Mit dem Rücken zum Tor stehend überlistete Arslan den Keeper mit einem blitzschnellen Drehschuss und erzielte seinen ersten Bundesligatreffer.
Beide Seiten spielen auf Sieg
Die Gladbacher hatten im zweiten Durchgang Probleme ihr viel beachtetes Kurzpassspiel aufzuziehen. Das Hamburger Mittelfeld stellte gut die Räume zu, ließ kaum Räume und initiierte immer wieder eigene Angriffe. Doch bis auf einen weiteren Fernschuss von Arslan sprang kein Abschluss heraus.
Die Schlussviertelstunde wurde von Havard Nordtveit eingeleitet, der Drobny mit einem Schuss aus 18 Metern zum Abtauchen zwang. Auf der Gegenseite scheiterte Arslan aus spitzem Winkel. In der Nachspielzeit hatte Arango noch eine große Gelegenheit per Kopf nach einer letzten Ecke. Doch der feine Techniker bewies, dass er es mit dem Fuß sehr viel besser kann, und köpfte weit am Hamburger Tor vorbei.
Die Gladbacher Fans mussten mit dem Schlusspfiff einen Dämpfer ihrer Träume hinnehmen. Die Mannschaft versäumte es zu Borussia Dortmund aufzuschließen. Die Hamburger waren mit dem Punktgewinn zufrieden, zeigte die Mannschaft im zweiten Durchgang doch eine klare Steigerung, die zu einem verdienten Zähler führte.
Uwe Toebe