Ottmar Hitzfeld will sich eine schöpferische Pause gönnen, Wunschtrainer Felix Magath beerbt ihn sofort - und beim VfB Stuttgart sind sie mächtig sauer auf den FC Bayern München. Ein Jahr früher als ursprünglich vereinbart wird Magath schon am 1. Juli als Hitzfeld-Nachfolger beim deutschen Fußball-Rekordmeister anheuern.
Für Magath wird der FC Bayern zur größten Herausforderung in seiner Trainer-Karriere - den Druck erhöhte er dabei noch selbst mit höchsten Zielvorstellungen: "Ich will das Maximale erreichen, deutscher Meister werden und den Europapokal gewinnen", tönte er in bester Bayern-Manier.
Hoeneß: Magath soll wieder zum "Quälix" werden
Allerdings erwartet ihn Schwerstarbeit: Nach einem Jahr ohne Titelgewinn muss er eine leblose Star-Truppe wieder flott machen. Hoeneß ermuntert ihn, wieder zum "Quälix" früherer Tage zu werden. "Der neue Trainer muss mit ziemlich harter Hand den einen oder anderen Spieler wieder auf den Pfad der Tugend führen", betonte der Bayern-Manager.
Dafür sei Magath genau der Richtige: "Er ist bekannt dafür, dass er auf große Namen keine Rücksicht nimmt, dass er eine Mannschaft mit einer ziemlich straffen Hand führt, und dass er sie zum Laufen bringt."
Hoeneß watscht Mannschaft und Beckenbauer ab
Anders als der Trainer, dem auch nach seinem Rauswurf kein böses Wort gegen Vorstand, Spieler oder Franz Beckenbauer über die Lippen kam, trat Hoeneß verbal nach. Hitzfeld habe die Mannschaft an einer zu langen Leine geführt. "Es ist ihnen zu gut gegangen." Auch Beckenbauer kritisierte er scharf, weil der Aufsichtsratsvorsitzende mit dem Ausplaudern von Interna den Trainer vor der 1:3-Niederlage in Stuttgart in eine "unerträgliche" Situation gebracht habe: "Franz Beckenbauer hat sich nicht gut verhalten. Er hat aus dem Aufsichtsrat Dinge erzählt, die nicht in Ordnung waren."
Genaue Modalitäten des Magath-Transfers müssen noch geklärt werden
Über die Trennung zum Saisonende hatte Bayern-Manager Uli Hoeneß Ottmar Hitzfeld erst am Montagabend informiert. Mit Magath ging dann plötzlich alles noch schneller - sehr zum Ärger des VfB. "Wir hatten vereinbart, dass wir uns nach dem letzten Spieltag zusammen setzen. Wir haben Samstag ein verdammt wichtiges Spiel in Leverkusen. Es ärgert mich, dass Zusagen und Absprachen nicht eingehalten werden", kritisierte VfB-Präsident Erwin Staudt die Vorgehensweise der Bayern.
An den Fakten ändert das freilich nichts. Nur die Modalitäten des Magath-Transfers müssen noch endgültig geregelt werden. Mit Magath hatten die Bayern bereits vor einigen Wochen einen Vertrag vom 1. Juli 2005 bis 30. Juni 2008 geschlossen, wie Hoeneß verriet. Dieser Dreijahres-Kontrakt wird nun vorgezogen.
Hitzfeld, dem das zuletzt nicht mehr gelungen ist, soll nach dem unwürdigen Trennungsablauf neben einem goldenen Handschlag in Form einer Millionen-Abfindung zum Abschied unbedingt noch die direkte Champions-League-Qualifikation gegen den SC Freiburg geschenkt werden. «Ich erwarte von der Mannschaft eine großartige Leistung zum Abschied für diesen großartigen Menschen», sagte Hoeneß.
Hitzfeld: "Sechs grandiose Jahre"
Als Hitzfeld am Dienstagabend in Ungarn nach einem 4:1-Sieg im Testspiel gegen den FC Eto Györ vor einer Hand voll Journalisten seinen vorzeitigen Abschied kommentierte, schien er befreit und enttäuscht zugleich. "Es waren sechs grandiose Jahre", sagte er rückblickend auf den Gewinn von Weltpokal, Champions League, vier Meisterschaften und zwei Pokalsiegen unter seiner Regie. Aber er sagte auch: "Ich hätte auch das siebte Jahr in Angriff genommen."
Hitzfeld: Richtige Entscheidung
Der 55-Jährige, mit dem auch Co-Trainer Michael Henke gehen muss, sah jedoch am Ende ein, dass die Zeit für einen Wechsel früher als geplant gekommen war: "Der Druck war überall zu groß. Es ist richtig, dass man sich zum 30. Juni 2004 trennt." Er werde auf keinen Fall im Sommer sofort einen neuen Verein übernehmen, "Ich habe vor, ein Jahr abzuschalten - ob es mir gelingt, weiß ich nicht."