Der Poker des FC Bayern München um den niederländischen Trainer Louis van Gaal entwickelt sich zu einer harten Nuss. Van Gaals Arbeitgeber AZ Alkmaar machte am Montag deutlich, dass er den Wunschkandidaten des deutschen Fußball-Rekordmeisters nicht an die Isar ziehen lassen will. "Ein Wechsel zum FC Bayern ist für uns kein Thema", betonte der Clubchef der Nord-Holländer, Dirk Scheringa, am Montag auf der Internetseite des niederländischen Sportmagazins "Sportweek". Und ergänzte: "Louis hat einen laufenden Vertrag bis 2010 und da erinnern wir ihn dran."
Zuvor hatte die niederländische Nachrichtenagentur ANP berichtet, Alkmaar habe dem international umworbenen Coach, der in München im Sommer als Cheftrainer die Nachfolge von Jürgen Klinsmann antreten könnte, eine Frist von zehn Tagen bis zu einer Entscheidung gesetzt.
Sammer-Verpflichtung "eher weniger wahrscheinlich"
Der Kontakt zwischen dem FC Bayern und van Gaal scheint bereits intensiv zu sein, angeblich stehen beide Seiten kurz vor einer Einigung. In der "Süddeutschen Zeitung" berichtete Manager Uli Hoeneß, dass der laufende Vertrag van Gaals in Alkmaar wohl kein Problem darstellen würde: "Wie es aussieht, kommt er da raus." Die "SZ" berichtete am Montag zudem vom angeblichen Grundsatzbeschluss des Vereins pro van Gaal, der in München einen Vertrag mit zwei oder drei Jahren Laufzeit erhalten soll und wohl seine beiden Co-Trainer Frank de Boer und Shota Arveladze mitbringen würde. "Eher weniger wahrscheinlich" nannte Hoeneß die Verpflichtung von DFB-Sportdirektor Matthias Sammer, dessen Name ebenfalls auf Bayerns Liste steht.
Der 57-Jährige van Gaal hielt sich nach der 0:3-Niederlage von Alkmaar beim Tabellenzweiten FC Twente Enschede am Sonntag mit Äußerungen zu seiner Zukunft zurück. "Wenn ich etwas dazu sage, heißt es wieder, ich würde mit anderen Clubs flirten", erklärte van Gaal. Uli Hoeneß wies Meldungen, wonach der Rekordmeister mit van Gaal bereits eine grundsätzliche Einigung über ein Engagement erzielt habe, bisher zurück. "Louis van Gaal ist einer der Kandidaten, aber es gibt keine Unterschrift, keinen Vertrag und keine Entscheidung", hatte Hoeneß am Sonntagabend offiziell mitteilen lassen.
Bislang kein Angebot aus München
Alkmaars Clubchef erklärte am Montag, bislang sei bei ihm kein Angebot aus München eingegangen. Auch van Gaal habe noch nicht um eine Vertragsauflösung gebeten. Bei AZ wird bereits Co Adriaanse als van Gaals Nachfolger gehandelt. Adriaanse, den van Gaal bei den Nord- Holländern beerbt hatte, wird beim österreichischen Top-Club Red Bull Salzburg am Saisonende von Ex-Bundesliga-Coach Huub Stevens abgelöst.
Van Gaal hat auch ein Angebot des belgischen Fußball-Verbandes als künftiger Nationaltrainer vorliegen. Diesen Posten könnte er sogar mit einer Tätigkeit in Alkmaar kombinieren. "Ich sage dazu nichts mehr. Sie werden es schon hören, wenn es soweit kommt oder nicht", sagte van Gaal am Wochenende leicht genervt. Nach dem Titelgewinn mit Alkmaar hatte der frühere niederländische Nationaltrainer beim AZ- Vorstand personelle Verstärkungen angemahnt: "Wir spielen nächste Saison Champions League und kämpfen damit an drei Fronten um Pokale. Dafür benötigen wir einen großen Kader mit guten Spielen."
Beim FC Bayern muss van Gaal, der 1995 mit Ajax Amsterdam die Champions League gewinnen konnte, noch auf die Sicherung der erneuten Teilnahme an der europäischen Königsklasse warten. Interimscoach Jupp Heynckes soll dafür an den letzten vier Spieltagen mindestens Platz 2 in der Bundesliga halten. Denn die Bayern wollen nur mit der Aussicht auf erneute Champions-League-Millionen - in dieser Saison nahm man fast 50 Millionen Euro ein - nochmals groß in den Kader investieren. In den Münchner Personal-Planungen spielt auch der Bremer Diego eine Rolle. "Diego ist für uns dann ein Thema, wenn Franck Ribéry wirklich wegginge", so Hoeneß zur "SZ". Eine Verpflichtung von Nationaltorwart Robert Enke von Hannover 96 sei dagegen nicht angedacht. Hoeneß: "Er wird 32, deshalb haben wir uns mit ihm nicht beschäftigt."