So lief der 30. Bundesliga-Spieltag
Rote Karten des Spieltages/Aufreger des Spieltags
Sowas sieht man auch selten: Zwei Rote Karten wegen der gleichen Szene für die gleiche Mannschaft. Allein schon das Foul des Anstoßes war insoweit sehenswert, als das Bochums Konstantinos Stafylidis in der 68. Minute den Freiburger Roland Sallai weggrätschte und dabei nacheinander beide Beine benutzte. Das Foul war übel genug, doch was macht der Bochumer Mittelfeldspieler? Geht vom Platz und grinst wie ein Honigkuchenpferd. Extrem sauer reagierte dagegen sein Trainer Thomas Reis, so sauer, dass auch er gleich vom Platz flog. Warum? Unklar. Die Schiris fühlten sich bepöbelt, Reis aber sagt: "Ich habe den 'Schweibenwischer' gemacht. Dazu stehe ich, aber ich habe meinen Spieler gemeint. Ich habe definitiv niemanden beleidigt, höchstens meinen Spieler." So oder so: Es war die erste Rote Karte für einen Trainer.
Gar kein Rot gab es für noch üblere Dinge: In Bielefeld und Hoffenheim mussten schon wieder Spieler mit schweren Kopfverletzungen vom Platz getragen werden. Die Sache macht mehr und mehr Kopfschmerzen – im Wort- wie übertragenen Sinne (Mehr dazu unter Bild des Tages).
Gewinner des Spieltags
Gut, noch hat die Hertha nichts gewonnen. Weder einen Blumentopf noch die goldene Ananas. Aber wenn Retter-Oldie Felix Magath so weiter macht, dann ziehen sich die Berliner doch noch aus dem Abstiegssumpf. Wenn auch in Zeitlupe: Sechs Punkte aus zuletzt vier Spielen haben die Berliner geholt. Rettung klingt anders, aber das 1:0 in Augsburg befördert den Noch-nicht-Big-City-Klub immerhin aus der Hochgefahrzone. "Fußball ist nicht immer erklärbar", sagte Hertha-Stürmer Davie Selke später. Muss auch nicht, solange Altmeister Magath weiß, was er tut. Zum Beispiel einen Prince namens Boateng einzusetzen, um der alten Dame Beine zu machen.
Verlierer des Spieltags
Borussia Mönchengladbach. Als Marco Rose Mitte der vergangenen Saison den Rheinländern seinen Abschied in Richtung Dortmund verkündete, muss rund um den Nordpark eine Welt zusammengebrochen sein, die bis dahin vollkommen in Ordnung war. Zehn Jahre Erfolgsgeschichte seither wie abgeschnitten; der berühmte "Stecker" scheint gezogen. Der Neue auf der Bank, Adi Hütter, brachte aus Frankfurt immerhin eine anständige Visitenkarte mit, wobei sich die Fans über seine Vorliebe für kittelartige Mäntel wunderten. Doch dann ging auch noch Erfolgsmanager Max Eberl, völlig ausgebrannt, zwischendurch wurden noch die Bayern aus dem Pokal gekickt, nun aber, vier Spieltage vor Schluss, dümpelt die Mannschaft irgendwo im Nirgendwo. Und nun auch noch die dritte Derby-Niederlage gegen den Erzrivalen aus Köln in Folge – etwas, was es seit 30 Jahren nicht mehr gab. Unter Hütter hat Gladbach nie einen erkennbaren Stil oder auch nur eine Spielidee entwickelt und nun werden viele Stammspieler den Verein verlassen, wollen weg oder müssen aus Geldnot verkauft werden. So sehen wohl Verlierer aus. Quo vadis, Borussia?
FC Bayern siegt sich Richtung Meistertitel, Fürth so gut wie abgestiegen, Leipzig siegt im Top-Spiel

Dieses Tor sollten Sie (nochmal) sehen
Eigentlich gehört die Hertha in dieser Saison ja zu den Schießbuden der Liga. Diesmal war jedoch alles anders. Die alte Dame hielt nicht nur die eigene Hütte sauber, sondern zauberte vorne eine Bude vom ganz Feinen. Kurz nach Wiederbeginn schnappten sich die Berliner den Ball, mit dem ihre Gegner vom FC Augsburg nach einem Einwurf nichts anzufangen wussten. Dann geht es fix. Richter und Selke spielen Doppelpass. Von der Grundlinie im Strafraum spielt Richter die Kugel zurück. Suat Serdar hat mitgedacht, schaltet im Fünfmeterraum schnell und befördert den Ball mit einem Absatzkick ins Netz. Kann man mal so machen. Auch mal öfter. Nur drei Sturmreihen in der Liga trafen noch seltener als die Hertha-Stürmer.
Bild des Spieltages
