Nach Bayern-Chef Karl-Heinz Rummenigge macht auch Franz Beckenbauer Druck auf Trainer Jürgen Klinsmann. "Jürgen hat viel auf den Kopf gestellt, jetzt müssen aber auch die Ergebnisse stimmen. Sonst nützen die Veränderungen nichts", sagte der Präsident des deutschen Fußball-Meisters FC Bayern München im Fachmagazin "kicker". Beim Ligaauftakt gegen den Hamburger SV in der Münchner Arena feiert Klinsmann am Freitag seine Premiere als Bundesliga-Trainer.
Klinsmann in der Bayern-Erfolgsmühle angekommen
Rummenigge hatte bereits irritiert auf die Aussage von Klinsmann reagiert, es könne "ein, zwei Jahre" dauern, bis der FC Bayern die von ihm geforderte Philosophie umsetzen werde. "Selbst wenn wir als Verantwortliche die Geduld aufbringen würden - die Öffentlichkeit sähe das wohl anders", sagte der Vorstandsvorsitzende und ergänzte: "Vom FC Bayern werden Erfolge erwartet, bei allen Neuerungen, die jetzt eingeführt werden. Und jeder beim FC Bayern muss sich diesem Druck stellen."
Für Beckenbauer ist der Gewinn der Champions-League machbar
Wie Rummenigge, der dem Rekordmeister auf Grund der Finanznachteile gegenüber anderen europäischen Topclubs keine besondere Rolle in der Champions League zutraut, räumt auch der frühere Bayern-Kapitän Stefan Effenberg dem Klinsmann-Team in der "Königsklasse" keine großen Chancen ein. "Diese Saison geht es darum, zu lernen. Besonders die Defensive scheint mir zu anfällig, um die Champions League zu gewinnen", sagte der frühere Nationalspieler im Internetportal "SPOX.com". Es gebe noch einige Teams in Europa, die den Bayern mindestens einen Schritt voraus seien, so Effenberg, "dann wäre das Halb- oder Viertelfinale schon mal ein Teilerfolg, um den Rückstand auf Manchester United oder den FC Chelsea ein Stück weit aufzuholen".
Beckenbauer glaubt dagegen an eine realistische Chance der Bayern in der Champions League. "Wir können mit allen mithalten. Wir brauchen uns vor keinem verstecken und können die Champions League gewinnen", meinte Beckenbauer, der im kommenden Jahr seine beiden Ämter an Manager Uli Hoeneß abgeben will: "Mein Mandat als Bayern-Präsident läuft im November 2009 aus. Wir haben abgesprochen, dass Uli Hoeneß mein Nachfolger wird, sowohl als Präsident als auch als Aufsichtsratsvorsitzender. Das ist der Ist-Stand."
Der Ist-Stand beim deutschen Rekordmeister rein Leistungs-technisch kann die Verantwortlichen vier Tage vor dem Ligastart gegen den HSV nicht zufrieden stellen: Ausgerechnet der kleine FC Rot-Weiß Erfurt hat dem Titelfavoriten im Pokal deutlich vor Augen geführt, dass er ein massives Abwehr-Problem hat. Die Drittliga-Stürmer düpierten die Bayern-Defensive gleich mehrfach. "Das darf nicht sein. Wir haben Erfurt zum Toreschießen eingeladen. Das hätte ich nicht gedacht", wunderte sich Manager Uli Hoeneß nach dem holprigen 4:3 (2:1) in der ersten Runde des DFB-Pokals.
Klinsmann weiter guter Dinge
"Wir haben ein paar Lektionen bekommen. Da ist noch eine Menge Arbeit", erklärte Klinsmann und analysierte mit einem gekünstelt wirkenden Lächeln die Vorstellung seiner Mannschaft: "Wir haben viel zu viele Fehler in der Defensive gemacht. Wir müssen an der Abstimmung arbeiten." Trotz des Anschauungsunterrichts durch die Drittliga-Offensive verbreitete Klinsmann wie gewohnt Optimismus: "Mir ist keineswegs bange vor dem Spiel am Freitag gegen Hamburg. Wir sind guter Dinge, denn wir wissen, dass wir gute Dinge gemacht haben." Der Spieler Philipp Lahm mahnte allerdings: "Wir müssen uns um 80 Prozent steigern." Viel Zeit bleibt den Bayern nicht mehr.
DPA/kbe