Totgesagte leben länger. Wenn diese Phrase auf einen aktuellen Erstligisten zutrifft, dann auf den FC Augsburg. Zwei Mal ist die Mannschaft dem Abstieg von der Schippe gesprungen. Mit zwei verschiedenen Trainern. Zwei Mal als Hinrundenvorletzter. Wer zu solchen Leistungen fähig ist, bekommt schnell das Etikett "unabsteigbar" verpasst. Aber schützen die vergangenen Heldentaten wirklich vor zukünftigem Ungemach?
Was ist neu?
Elf Abgänge, fünf Neuverpflichtungen - der Kader wird kräftig durchgemischt. Es sind vor allem zwei Spieler, auf denen die Hoffnungen des FCA für die neue Saison ruhen: Raphael Holzhauser, der aus Stuttgart auf Leihbasis kommt, sowie Halil Altintop, den es nach einem zweijährigen Abstecher in die Türkei wieder in die Bundesliga zieht. Holzhauser ist jung und hungrig - er kann viel Schwung und Aggressivität ins Offensivspiel der Schwaben bringen. Der 30-jährige Altintop verfügt dagegen über viel Erfahrung und kann eine Führungsrolle einnehmen.
Was ist gut?
Trainer Markus Weinzierl - der ist sogar sehr gut. Als völlig unerfahrener Coach folgte er Anfang der Saison dem Trainerfuchs Jos Luhukay - und zahlte zunächst einmal viel Lehrgeld. Nach nur neun Punkten in der Vorrunde schienen die Augsburger rettungslos verloren. Doch dann geschah das Wunder: Der Verein hielt am Trainer fest, der blieb seinem Konzept des offensiv ausgerichteten Kombinationsfußballs treu - und auf einmal setzte der Erfolg ein. Die Schwaben wurden Rückrunden-Siebter, holten 24 Punkte - und schafften am letzten Spieltag den Klassenerhalt.
Daran hat auch das positive Umfeld seinen Anteil. Augsburg ist ein sympathischer, bodenständiger Club. Mit treuen, realistischen Fans - und einer Vereinsführung, die einen klaren Kurs fährt und sich nicht durch kurzfristige Ergebnisse leiten lässt. Vereinschef Walther Seinsch und Manager Stefan Reuter haben bislang kluge Entscheidungen getroffen und den FCA trotz des bescheidenen Etats (in dieser Saison der zweitkleinste nach Braunschweig) in der Bundesliga etablieren können.
Was ist schlecht?
Mit Torsten Oehrl, Ja-Cheol Koo und Dong-Won Ji verlassen den Club drei Spieler, die zu den Leistungsträgern zählten. Vor allem der Abgang des aus Sunderland ausgeliehenen Koreaners Ji schmerzt. Er hat alle 17 Rückrundenspiele absolviert, fünf Tore erzielt und mit seinen Leistungen sogar die Aufmerksamkeit von Champions-League-Finalist Borussia Dortmund geweckt. Kann so ein Spieler ersetzt werden?
Was ist möglich?
Niemand baut hier Luftschlösser, Verein und Fans stellen keine überzogenen Erwartungen an die Mannschaft. Realistisches Ziel ist und bleibt der Klassenerhalt. Die Grundlage dafür ist gelegt. Auch wenn die Abgänge von Koo und Ji schmerzen - die Mannschaft hat sich als funktionierendes Kollektiv gezeigt und Weinzierls Stil inzwischen verinnerlicht. Eine Hinrunde mit neun Punkten wird der Verein wohl nicht noch einmal hinlegen. Der Klassenerhalt wird nicht leicht, sollte aber zu schaffen sein. Das wäre dann ein weiterer Schritt Richtung Unabgsteigbarkeit.