Nach Vertragsauflösung beim BVB Weltmeister André Schürrle beendet mit 29 Jahren überraschend seine Karriere

André Schürrle wurde 2014 mit Deutschland Fußball-Weltmeister. Danach ging es sportlich für ihn bergab
André Schürrle wurde 2014 mit Deutschland Fußball-Weltmeister. Danach ging es sportlich für ihn zumeist bergab
© Alexander Stupnikov / Picture Alliance
André Schürrle wird nach seiner Vertragsauflösung beim BVB nicht weiter Profifußballer sein. Zuletzt war der 29-Jährige an Spartak Moskau ausgeliehen.

André Schürrle kehrt dem Profifußball mit nur 29 Jahren den Rücken. Der Weltmeister von 2014 erklärt im Gespräch mit dem "Spiegel" die Gründe für den überraschenden Schritt. Die Entscheidung sei "lange in mir gereift", sagt Schürrle, der zuletzt an Spartak Moskau ausgeliehen war, sich dort jedoch nicht recht durchsetzen konnte. "Ich brauche keinen Beifall mehr", so Schürrle weiter. Mit Borussia Dortmund, das ihn zuvor bereits verliehen hatte, einigte er sich auf eine Vertragsauflösung, wie der Klub am Mittwoch mitteilte.

Im Gespräch mit dem "Spiegel" berichtet Schürrle, dass er oft einsam gewesen sei, gerade als "die Tiefen immer tiefer wurden und die Höhepunkte immer weniger". Er beklagt sich über die Mechanismen der Fußballbranche, die ihm nicht erlaubt hätten zu zeigen, wie er sich wirklich fühle. "Man muss ja immer eine gewisse Rolle spielen, um in dem Business zu überleben, sonst verlierst du deinen Job und bekommst auch keinen neuen mehr". Es zähle nur die Leistung auf dem Platz, "Verletzlichkeit und Schwäche" dürften zu keinem Zeitpunkt existieren", so Schürrle weiter.

Schürrle: "Entweder Depp oder Held"

Das Magazin hat den Mann, der 2014 das WM-Final-Siegtor von Mario Götze vorbereitete, mehrere Monate begleitet. Offen spricht Schürrle über seine Probleme bei Chelsea, bei Wolfsburg und beim BVB. Wie er sich nicht mehr richtig motivieren konnte, wie er sich Kritik in Medien oder von Trainern zu sehr zu Herzen nahm. "Entweder ist man Depp oder Held. Dazwischen gibt es nichts", sagt Schürrle. Trotzdem habe er sich immer weiter angetrieben, auf der Suche nach Erfolg, nach Anerkennung.

In Wolfsburg habe er daran gedacht, "alles hinzuschmeißen", sagt er. "Und man kennt das ja: Wenn man einmal die Tür zu seinen Gedanken aufgemacht hat, zu dem, was man wirklich fühlt, dann ist es auch unglaublich schwer, sie wieder zuzumachen und alles auszublenden." In Dortmund habe er sich nach schlechten Spielen nicht mehr in die Stadt getraut, gesteht er.

Schürrle und der BVB waren keine Erfolgsgeschichte

Der Fußballer war 2016 für rund 30 Millionen Euro nach Dortmund gekommen, hatte sich nach anfänglichen Erfolgen jedoch nie nachhaltig durchsetzen können. Bereits im vergangenen Jahr hatte man ihn nach England an den FC Fulham verliehen. BVB-Boss Hans-Joachim Watzke hatte zur Trennung gesagt: "Es war für beide Seiten definitiv keine Erfolgsgeschichte. Aus diesem Grund war es das Beste, dass wir den Vertrag nun vorzeitig aufgelöst haben." Man wünsche Schürrle für die Zukunft alles Gute.

Mittlerweile bilde sich Schürrle, der mit seiner Frau Anna eine kleine Tochter hat, mit Büchern fort und überlege, was er nach seiner Fußballerkarriere machen könnte, berichtet der Spiegel. Neuerdings stehe er morgens um kurz nach fünf auf, um zu meditieren und um sich auf sich und seine Gedanken zu reduzieren. "Denn ich habe mich wirklich sehr lange nur als Fußballer gesehen", sagt Schürrle. Bei der Suche nach einer neuen Identität könne er sich glücklicherweise Zeit lassen, weil er privilegiert sei. "All das Geld, das ich verdient habe, ist eine enorme Erleichterung", sagt er.

Quelle: "Spiegel"

fin

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