Zoff um TV-Übertragung FC Bayern: Siegesfeier mit Gebührengeldern - geht's noch?

Der Geldmaschine FC Bayern München sind die Kosten für die Double-Feier auf dem Marienplatz zu hoch. Also versucht sie, das öffentlich-rechtliche Fernsehen anzuzapfen. Das darf nicht wahr sein.

Wir haben uns längst daran gewöhnt: Wer Fußball der Spitzenklasse übertragen will, der muss tief in die Tasche greifen. Egal, ob Bundesliga, Champions League, EM oder WM. Auch wir Zuschauer müssen zahlen. Bundesliga live gibt es im TV bekanntlich nur mit einem Sky-Abo. Die ganze Fußball-Geschäftemacherei ist so alltäglich, dass unangenehme Fragen schon lange nicht mehr gestellt werden: Ist das nicht eine Beschränkung der freien Berichterstattung? Kann Sky als Pay-TV-Monopolist eigentlich verlangen, was es will? Geschenkt. Es ist ja "nur" Fußball. Und wir Fans haben den Zirkus akzeptiert, diskutieren darüber mehr als übers Wetter. Brot und Spiele der Neuzeit.

Den Verantwortlichen des FC Bayern aber ist dieses Prinzip inzwischen allzu sehr zu Kopf gestiegen. Da feiert der Club mit seinen Fans im Herzen Münchens die jüngsten Erfolge, und will auch dafür noch Geld einstreichen. Etwa die Hälfte der kolportierten Kosten für die Double-Feier auf dem Marienplatz (rund 300.000 Euro unter anderem für Absperrungen und Sicherheit, heißt es) wollten sich die Bayern vom öffentlich-rechtlichen Bayerischen Rundfunk (BR) zurückholen. Heißt also: Die Fußball-Millionäre wollten sich ihre Siegesfeier mal eben durch Gebührengelder bezuschussen lassen?! Geht's noch?

FC Bayern München zieht Übertragung an sich

Dass der BR da nicht mitgespielt hat, ist absolut richtig. Man hätte sich gewünscht, dass der ARD-Sender trotzdem frei berichtet hätte. Doch nachdem dieser die Zahlung zurückgewiesen hatte, zog der FC Bayern die federführende Berichterstattung kurzerhand an sich, so der BR gegenüber dem stern. Da aus Sicherheitsgründen die logistischen Kapazitäten für TV-Aufnahmen auf dem Marienplatz begrenzt seien, sei für den BR die Übertragung geplatzt. Was Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge an der Haltung des Senders irritierend fand, bleibt unklar. Dass eine solche Jubelfeier mit den Fans "nun einmal viel Geld" kostet, ist unbestritten, aber ausschließlich Sache des FC Bayern. Und die Kosten, selbst als sogenannter Hostbroadcaster aufzutreten, der auch andere Sender mit Bildern versorgt, scheute der Club offenbar nicht.

Klar, Bayern München und alle Bundesligavereine sollen ihr "Premium-Produkt" mit Erfolg und Gewinn vermarkten. Sollen sie auch noch Bilder der langweiligsten Trainingseinheit verkaufen, wenn das denn wirklich jemand sehen will. Doch sobald die Stars und Funktionäre ihre Stadien, ihre Trainingsgelände verlassen, muss Schluss sein mit der Vermarkterei. Öffentliches Interesse muss keinesfalls grundsätzlich bezahlt werden. Die Berichterstattung als Verein selbst an sich zu ziehen, macht aus Berichterstattung reine PR. Von Zeit zu Zeit muss man die Fußball-Millionäre offensichtlich daran erinnern, was wohl wäre, wenn das öffentliche Interesse an ihnen und ihrem Sport einmal nachlassen sollte. Auch das ist eine unangenehme Frage, die schon viel zu lange nicht mehr gestellt wird.

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