Jürgen Klinsmann spricht in einem Interview mit der "Bild"-Zeitung erstmals über sein überraschendes Aus als Trainer von Hertha BSC Berlin. Der 55-Jährige hatte seinen Rücktritt via Facebook verkündet. Jetzt stellt er klar, dass es keine Spontan-Entscheidung gewesen sei.
"Ich habe schon länger das Gefühl, dass es in dieser Form nicht funktioniert", so Klinsmann im "Bild"-Interview. Am Dienstagmorgen habe er schließlich zunächst die Mannschaft, anschließend Michael Preetz, Geschäftsführer Sport bei Hertha, informiert: "So mache ich nicht weiter", habe er zu Preetz gesagt, der darauf "nicht glücklich " reagiert habe.
Jürgen Klinsmann will keine Namen nennen
Klinsmann wolle keine Namen nennen: "Es gab einfach verschiedene Denkweisen und vor allem verschiedene Kulturen. Und verschiedene Arten der Herangehensweise." Natürlich sei es auch um Kompetenzverteilung gegangen: "Nach meinem Verständnis sollte ein Trainer – nach dem englischen Modell – die gesamte sportliche Verantwortung tragen." Das schließe auch Transfers mit ein, denn das gebe der Position wesentlich mehr Power. In Deutschland gehe aber "zu viel Energie verloren für Dinge, die außerhalb des Spielfeldes liegen".
Gerüchten, er habe auf einen Vertrag über die Saison hinaus gedrängt, setzt Klinsmann entgegen, dass er nicht einmal eine schriftliche Vertragsvereinbarung für diese Saison gehabt habe. Richtig sei: "Wir haben mal über eine mittelfristige Zusammenarbeit gesprochen und über die Kompetenzen diskutiert."
Rückkehr nach Amerika soll keine Flucht sein
Den Vorwurf, dass die Ergebnisse der Hertha unter seiner Führung nicht berauschend gewesen seien, lässt er so nicht stehen: "Ich habe ein Himmelfahrtskommando übernommen und habe nur in einem Spiel schlechter abgeschnitten als gehofft." Sein Trainerteam habe die Mannschaft stabilisiert: "Ich bin sicher, die Jungs schaffen den Klassenerhalt", so Klinsmann weiter. "Und zwar souverän."
Er selbst werde zurückkehren nach Amerika, was er ausdrücklich nicht als Flucht verstanden wissen will. Zudem bleibe er der Hertha als Berater von Tennor, der Firma von Investor Lars Windhorst, erhalten. Außerdem kündigte Klinsmann an, wieder Aufsichtsratsmitglied des Vereins zu werden.