Nach dem unrühmlichen Ende des Bundesliga-Spiels zwischen dem FC St. Pauli und dem FC Schalke 04 haben sich die Verantwortlichen des norddeutschen Fußball-Traditionsclubs für die Vorfälle entschuldigt. "So etwas geht gar nicht, da gibt es null Toleranz. Ich kann mich nur bei dem Linienrichter entschuldigen", sagte St. Paulis Trainer Holger Stanislawski am Freitagabend nach der Begegnung, die Schiedsrichter Deniz Aytekin zuvor beim Stand von 2:0 (1:0) für Schalke abbrechen musste. Sein Assistent Thorsten Schiffner war in der 88. Minute durch einen von der Tribüne geworfenen Plastikbecher voll Bier im Nacken getroffen worden. Es gehe ihm den Umständen entsprechend, berichtete Aytekin über seinen Linienrichter.
"Keine andere Wahl gehabt"
"Ich bin sehr enttäuscht, dass das passiert ist und kann mich im Namen des FC St. Pauli nur entschuldigen", betonte auch Sportchef Helmut Schulte. Er wies in dem Zusammenhang aber auch darauf hin, dass gerade die St. Pauli-Fans in Fußball-Deutschland einen guten Ruf genießen. "Für sie muss ich hier auch eine Lanze brechen. 99 Prozent von ihnen sind absolut in Ordnung, natürlich ist aber auch immer mal das eine oder andere schwarze Schaf darunter", erklärte Schulte. Dessen ungeachtet erwarten seinen Verein nun jedoch Untersuchungen durch den Deutschen Fußball-Bund (DFB). "Dem müssen und dem werden wir uns stellen", meinte der Sportchef des Kiez-Clubs weiter.
Aytekin stellte klar, er habe "keine andere Wahl" gehabt, als das Match vorzeitig zu beenden. Und der Referee kündigte an, den zum Spielabbruch führenden Vorfall im Spielbericht zu dokumentieren. "Alles andere wird dann das Sportgericht entscheiden", ergänzte er. Während Schalke, das zum Zeitpunkt des Abbruchs durch Tore von Raul (26. Minute) und Julian Draxler (66.) geführt hatte, die sportlich fast schon gewonnenen Punkte nachträglich am Grünen Tisch zugesprochen bekommt, gilt als sicher.
Kein Wiederholungsspiel am Millerntor
Über die Strafe für den abstiegsbedrohten Nordklub entscheidet das Sportgericht des DFB in der kommenden Woche. Geldstrafe, "Geisterspiel" oder Platzsperre - das sind die möglichen Konsequenzen für den FC St. Pauli. Ein Wiederholungsspiel am Millerntor wäre nur in Betracht gekommen, wenn die Gastgeber beim Spielabbruch in Führung gelegen oder es Unentschieden gestanden hätte. Auch über die endgültige Wertung des Spiels wird am grünen Tisch entschieden werden. "Der Kontrollausschuss wird sich kommende Woche mit dem Fall und möglichen Strafen befassen. Über die Spielwertung entscheidet laut Statuten das Sportgericht des DFB. Eine Entscheidung wird zeitnah fallen", sagte DFB-Mediendirektor Ralf Köttker.
Holger Hieronymus, Geschäftsführer der Deutschen Fußball Liga (DFL), meinte: "Solche Vorfälle können wir nicht akzeptieren. Der DFB-Kontrollausschuss wird die Angelegenheit nun zu bewerten haben. Selbstverständlich wird die DFL hierbei gemeinsam mit dem Klub jede gewünschte Unterstützung leisten."
Wie die Deutsche Fußball Liga (DFL) zudem mitteilte, werden alle Aktionen - Tore und Platzverweise - aus der Partie nicht geführt. Auch das Ergebnis taucht in der Bundesliga-Tabelle nicht auf. "Wir werten so, als hätte das Spiel nicht stattgefunden", sagte ein DFL-Sprecher.
Erst nach einer Entscheidung durch den Kontrollausschuss und das Sportgericht des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) über eine Wertung des Spiels würden alle Aktionen in die Statistiken aufgenommen beziehungsweise über persönliche Strafmaße durch die DFB-Gerichtsbarkeit geurteilt werden können, hieß es von der DFL.