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Champions League Bayern kassiert Heimpleite

Bitterer Abend in der Allianz Arena: Im entscheidenden Spiel gegen Girondins Bordeaux hat Bayern München im eigenen Stadion eine Schlappe kassiert. Nun droht das vorzeitige Aus in der Champions League. Der deutsche Meister Wolfsburg war erfolgreicher.

Nach einer schockierenden 0:2-Heimblamage gegen Girondins Bordeaux steht der FC Bayern München kurz vor dem K.o. in der Champions League. Beim verzweifelten Aufbäumen nach der Pause verpasste der lange Zeit desaströs aufspielende deutsche Fußball-Rekordmeister wenigstens den noch mehrfach möglichen Ausgleichstreffer.

Yoann Gourcuff hatte am Dienstagabend vor 66.000 restlos enttäuschten Zuschauern in der ausverkaufen Münchener Allianz Arena in der 37. Spielminute per Kopf das Tor zur Halbzeitführung für den destruktiv spielenden französischen Meister erzielt. Das Debakel für die Bayern machte Marouane Charmakh (89.) nach einem Fehler von Holger Badstuber und dem herausstürmenden Torwart Hans-Jörg Butt perfekt.

Die Münchner benötigen jetzt zwei Siege aus den letzten beiden Partien gegen Haifa und bei Juventus Turin und die Hilfe von Girondins (gegen Juventus), um doch noch als zweites Team neben den bereits qualifizierten Franzosen ins Achtelfinale einzuziehen. Unter dem zunehmend in Erklärungsnot geratenen neuen Trainer Louis van Gaal wäre es erst das zweite Mal nach 2002, dass die Münchener schon nach der Vorrunde ausscheiden würden.

Bayern spielten erschreckend schwach


Die Bayern agierten erschreckend schwach. Ohne den verletzten Franck Ribery, ohne den zunächst auf der Bank belassenen Arjen Robben, ohne den angeschlagenen Ivica Olic und ohne den gesperrten Thomas Müller tat sich ein riesiges kreatives Vakuum auf. Die Gastgeber zeigten Schlafwagen-Fußball. Sie ließen jeden Esprit, jede Entschlossenheit, jedes Konzept vermissen - und das gegen einen defensiv eingestellten Gegner, der erst einmal auf das Halten des 0:0 aus war.

Dabei hatte Edson Braafheid (3.) mit seiner Flanke, die Girondins-Torwart Cedric Carrasso an die Latte lenkte, schon früh das Startsignal zu mehr Angriffselan der Bayern gesetzt. Gefahr kam aber nur bei ruhenden Bällen auf: Braafheit (19.) verfehlte das Tor noch. In der 32. Minute parierte Carrasso einen Freistoß von Bastian Schweinsteiger aus 20 Metern prächtig. Im Anschluss hatte Miroslav Klose Pech: Sein Schuss aus kurzer Entfernung wehrte Michael Ciani kurz vor der Linie mit der Hand ab. Doch der Pfiff von Schiedsrichter Pedro Proença blieb aus. Das Lebenszeichen der Münchener war nur kurz.

Van Bommel patzte


Fünf Minuten später kam es ganz schlimm. Mit ihrer einzigen gefährlichen Aktion gingen die Franzosen in Führung: Ein Freistoß des Brasilianers Wendel kurz hinter der Mittellinie segelte in den Bayern-Strafraum, Gourcuff stahl sich hinter Münchens Kapitän Mark van Bommel weg und köpfte ein. Torwart Hans-Jörg Butt sah dabei ebenfalls unglücklich aus. Alle bisherigen fünf Tore von Bordeaux in der Champions-League-Saison fielen nach Standardsituationen. Die Quittung für die Gastgeber zur Pause: Ein gellendes Pfeifkonzert der Zuschauer.

Trainer van Gaal reagierte. Robben kam zur zweiten Halbzeit für den harmlosen Klose und mit ihm mehr Schwung und Tempo. Endlich bäumte sich der Rekordmeister auf, während Girondins nur noch auf Ergebnisverwaltung aus war.

So erspielten sich die Münchener mehr und mehr Chancen: Nach Pass des munter werdenden Schweinsteigers vergab der einstige 100-Prozent-Knipser Luca Toni (47.) freistehend die Möglichkeit zum Ausgleich. Kurze Zeit später wurde van Bommel (53.) nach Pass von Robben im letzten Moment von Ciani geblockt. Robben (62.) selbst und der kurz zuvor eingewechselte Nationalstürmer Mario Gomez vergaben innerhalb von einer Minute beste Gelegenheiten. Doch es blieb nur ein Strohfeuer. Den Bayern fiel nichts mehr ein, Bordeaux hatte kaum noch Mühe, den Sieg nach Hause zu bringen. Charmakh machte den Abend für die Münchener ganz bitter.

Lesen auf der nächsten Seite, wie Wolfsburg in der "Hölle von Istanbul" gegen Besiktas gewann.

Der VfL Wolfsburg hat dagegen sein Minimalziel schon erreicht und das Achtelfinale der Champions League ist zum Greifen nahe: Wolfsburg darf nach dem 3:0 (1:0) bei Besiktas Istanbul auf jeden Fall im europäischen Fußball überwintern. Nach dem Erfolg in der "Hölle von Istanbul" durch Tore von Zvjezdan Misimovic (14. Minute), Christian Gentner (80.) und Edin Dzeko (87.) hat der deutsche Meister in der Vorrunden-Gruppe B Platz drei sicher, der zum Weiterspielen in der Europa League reicht. Die Mannschaft von Trainer Armin Veh besitzt allerdings auch eine glänzende Ausgangsposition für die K.o-Runde der Königsklasse. In zwei Wochen kommt es am vorletzten Spieltag bei ZSKA Moskau zum Schlüsselspiel in der Gruppe B.

Bei kühlen Temperaturen und teilweise strömendem Regen kam die zuletzt so schwache VfL-Abwehr am Dienstag vor 30.000 Zuschauern im Inönü-Stadion kaum in Verlegenheit. Der allerdings stark ersatzgeschwächte 13-malige türkische Meister Besiktas blieb gegen defensivstarke Wolfsburger zu harmlos und wartet weiter auf seinen ersten Sieg.

Wolfsburg spielte druckvoll


Wolfsburg, dessen Geschäftsführer Jürgen Marbach Stunden vor dem Spiel Spekulationen über die Verpflichtung von Dieter Hoeneß als Manager dementierte, spielte mit der erwarteten Anfangself: Für den gesperrten Grafite stürmte Obafemi Martins an der Seite von Dzeko. Der türkische Gastgeber musste gleich vier Ausfälle verkraften: Unter anderem fehlten der ehemalige Nationalspieler Fabian Ernst (Magen-Darm-Probleme) und Torhüter-Urgestein Rüstü, dafür stand Ex-Bundesligaprofi Ugur Inceman von Beginn auf dem Platz.

Rüstü-Vertreter Hakan Arikan machte von Beginn einen unsicheren Eindruck und hatte bei Möglichkeiten durch Christian Gentner (7.) und Zvjezdan Misimovic (10.) Schwierigkeiten. Beim platzierten 25-Meter-Schuss von Misimovic aus zentraler Position war Arikan jedoch ohne Chance. Nach der frühen Wolfsburger Führung nahm das Spiel weiter Fahrt auf: Rodrigo Tabata prüfte kurz darauf VfL-Schlussmann Diego Benaglio, auf der Gegenseite vergaben Martins und erneut Misimovic das mögliche Wolfsburger 2:0.

Die Niedersachsen spielten druckvoll und standen sicher in der Abwehr, Besiktas kam nach stürmischen ersten fünf Minuten - geschockt vom Rückstand - lange nicht einmal mehr zu Kontern. Erst nach einer guten halben Stunde fing sich Besiktas, Wolfsburg drängte nicht mehr so stark und überließ dem Gegner zunehmend Raum: Doch Serdar Özkan (34.) und Bobo (38.) vergaben. Auf der Gegenseite konnten sich trotz Wolfsburger Überlegenheit im Mittelfeld die VfL-Stürmer kaum noch durchsetzen.

Wolfsburg ließ wenig zu


In der zweiten Halbzeit verflachte die Partie. Wolfsburg agierte bei den wenigen Konter-Möglichkeiten zu harmlos. Umgekehrt ließ der VfL auch wenig zu, nur bei Einzelaktionen wie durch Tabata (53.) und Michael Fink (62.) kam Besiktas gefährlich in die Nähe des Wolfsburger Tores. Die erste echte Möglichkeit in den zweiten 45 Minuten hatte Dzeko zehn Minuten vor Schluss: Der Torjäger scheiterte am herausgeeilten Arkan, der Ball kam zu Gentner, der von der Strafraumgrenze ins leere Tor einschoss. Einen Konter der nun befreit aufspielenden Wolfsburger verwertete Dzeko dann kurz vor Schluss.

DPA/tis DPA

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