Jürgen Klopp stand die Erleichterung ins Gesicht geschrieben. Endlich ein Sieg, endlich kein Gegentor. Mit einem Dauerlächeln kommentierte der Dortmunder Trainer das mühevolle 1:0 (1:0) über Olympiakos Piräus. Für aufkommende Kritik an dem Wechsel vom Erlebnis- zum Ergebnisfußball brachte er wenig Verständnis auf:
"Wir müssen nicht dauernd beweisen, wie gut wir kicken können, um anschließend als Deppen von Europa bezeichnet zu werden." Ähnlich wie seine Profis zuvor auf dem Rasen gab sich der Coach betont pragmatisch: "Wir haben wieder eine Perspektive. Hätten wir verloren, hätten wir in London shoppen gehen können."
Nicht die tollsten Niederlagen kassieren
Mit dem ersehnten Erfolg in der Champions League wahrte die Borussia vor dem zweitletzten Gruppenspiel beim FC Arsenal am 23. November ihre Minimalchance auf das Achtelfinale, die Konzentration sollte aber eher auf die Sicherung des dritten Platzes gelegt werden.
Dass sich der ansonsten für seine hohe Spielkultur bekannte deutsche Meister im Duell mit den biederen Griechen vor allem auf die Torsicherung konzentrierte und dabei das Offensivspiel vernachlässigte, erschien Klopp nach den Pleiten von Marseille (0:3) und Athen (1:3) nur logisch: "Wir wollten nicht als das Team in die Annalen eingehen, das die tollsten Niederlagen kassiert."
Doch seine Profis taten sich mit der neuen taktischen Marschroute des Trainers schwer. Nach starkem Beginn und dem frühen Treffer von Kevin Großkreutz (7.) wurde deutlich, dass sie dem Naturell der Mannschaft widerspricht. Nur mit Glück überstand die Borussia den Modellversuch ohne Schaden. Das Plus des Gegners in den Rubriken Ballbesitz und Torchancen dokumentierte das Kräfteverhältnis. Ähnlich wie Klopp verteidigte auch Kapitän Sebastian Kehl die ungewohnte Gangart: "Wir wollten zeigen, dass wir aus den letzten Spielen etwas gelernt haben. Fürs Schönspielen haben wir genug Kritik eingesteckt."
Direkter Vergleich gegen Marseille als Hürde
Bei aller Freude über den ersten Dreier in der europäischen Königsklasse seit mehr als acht Jahren sorgte der Blick der Dortmunder (4 Zähler) auf die Tabelle jedoch für schnelle Ernüchterung. Durch das zeitgleiche 0:0 von Marseille (7) beim FC Arsenal (8) verbesserte sich die Ausgangslage nur bedingt. Bei einem Heimsieg gegen Marseille könne es dann um den direkten Vergleich gehen, dort sieht die Ausgangslage nach der 0:3-Pleite im Hinspiel allerdings sehr schlecht aus. Und beim FC Arsenal gewinnt auch der Deutsche Meister nicht mal eben. Jungstar Mario Götze gab trotzdem die Marschroute für die anstehenden Duelle mit den Engländern und Franzosen vor: "Im Prinzip haben wir nicht viele Optionen. Wir müssen beide Spiele gewinnen."
Immerhin zog der BVB wieder an den Griechen (3) vorbei und verschaffte sich als Tabellendritter zumindest im Kampf um einen Europa-League-Platz Vorteile - allerdings ohne den direkten Vergleich mit einen zweiten Tor für sich zu entscheiden. Doch damit mag sich Matchwinner Großkreutz sowieso nicht begnügen. Im Rausch des Sieges sah der Dortmunder Dauerrenner über die spielerischen Mängel seiner Mannschaft hinweg: "Wir haben ganz Deutschland gezeigt, dass wir in der Champions League mithalten können." Das fade 1:0 wertete er als Mutmacher für die anstehenden Herkulesaufgaben: "Das erste Endspiel haben wir gewonnen. Jetzt wollen wir auch die restlichen beiden Endspiele gewinnen."