Deutsche Fußball-Liga Hoeneß zieht Kandidatur als Liga-Chef zurück

Plötzlicher Sinneswandel: Uli Hoeneß wird nun doch nicht für das Amt des Präsidenten der Deutschen Fußball-Liga kandidieren. Dabei hatte er noch am Wochenende vor allem die kleineren Vereine mit vollmundigen Versprechen für sich gewinnen wollen.

Im Machtduell um den Posten als Ligaverbandschef hat Bayern-Präsident Uli Hoeneß aus familiären Gründen einen überraschenden Rückzieher gemacht. Der 58-Jährige informierte den Amtsinhaber Reinhard Rauball, dass er nun doch nicht am 18. August für den Vorsitz der Deutschen Fußball Liga kandidieren werde.

Der "Süddeutschen Zeitung" sagte Hoeneß: "Ich würde in zu viele Interessenskonflikte geraten. Es sind in erster Linie drei Gründe, die mich dazu bewogen haben, keine Bewerbung abzugeben." Die Familie habe am Wochenende nach intensiven Gesprächen ein Veto eingelegt. Zudem befürchteten viele Bayern-Fans, dass Hoeneß in einer Tätigkeit für die gesamte Liga "zu viel FC-Bayern-Know-How" weitergeben könne. Als dritten Punkt nannte der Vereinschef des Bayern München, dass er für einen DFL-Vorsitz seine sozialen Ambitionen für Stiftungen und Wohltätigkeits-Organisationen stark reduzieren müsste, wozu er "nach reiflicher Überlegung" nicht bereit sei.

Amtsinhaber persönlich informiert

Damit der FC Bayern auch künftig in der DFL vertreten ist, schlug der Rekordmeister für das Amt als Vorstand im Ligaverband Karl Hopfner vor. Der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der FC Bayern München AG hat sich schon bereit erklärt, im Falle seiner Wahl bei der Liga-Vollversammlung am 18. August das Amt anzunehmen.

Hoeneß sagte, dass er seine Entscheidung dem amtierenden Liga-Präsidenten Rauball persönlich am Telefon mitgeteilt habe. Rauball, der bei einer Kampfabstimmung Gegenkandidat des Bayern-Präsidenten gewesen wäre, nahm den Rückzug Hoeneß' "mit Respekt zur Kenntnis. Gleichzeitig begrüße ich es im Sinne der Liga, dass sich der FC Bayern in Person von Karl Hopfner weiter im Ligavorstand engagieren möchte. Ich werde seine Wahl unterstützen." Für das Gesamtinteresse der Liga sei es "von Bedeutung, dass der Branchenführer auch in den kommenden drei Jahren verantwortlich im Ligavorstand vertreten ist. Ich bin davon überzeugt, dass die Bundesliga auch in den kommenden drei Jahren vom erfolgreichen Miteinander aller 36 Clubs profitieren wird."

"Es wird allen besser gehen"

Noch am Wochenende hatte Hoeneß mit einem Werbefeldzug in eigener Sache seinen Großangriff auf den Posten des Ligaverbands-Chefs gestartet. Dabei machte er ein vollmundiges Versprechen: Mehr Geld für alle - vor allen Dingen für die Kleinen.

"Wenn ich gewählt werde, wird es allen besser gehen. Vor allem die 2. Liga würde von mir sehr stark profitieren, weil ich dazu beitragen würde, dass mehr Geld akquiriert wird. Dann kann man den Kleinen mehr Geld geben, ohne es den Großen wegzunehmen", hatte Hoeneß der "Bild am Sonntag" gesagt.

Auf breiter Front bemängelte der 58-Jährige zudem die Arbeit der amtierenden Ligaverbands-Spitze. Sein großer Vorteil gegenüber Rauball sei, "dass ich viel näher an den Leuten dran bin. Meine Nähe würde Probleme schon im Ansatz ersticken", sagte Hoeneß im Interview mit dem "Münchner Merkur" und nannte als Beispiel die ungeklärte Zukunft von Bundestrainer Joachim Löw. Hoeneß: "Ich glaube, wir hätten jetzt nicht die Problematik mit der Vertragsverlängerung von Löws Team, hätte ich diese Position schon innegehabt." Das alles scheint nun jedoch keine Rolle mehr zu spielen.

DPA
dho/SID/DPA/APN

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