DFB-Elf siegt in Frankreich Gegen alle Zweifel

  • von Maximilian Koch
Der deutschen Nationalelf gelingt in Frankreich ein überzeugender Sieg. Die Ausrichtung des Teams stimmt, Zweifel an Bundestrainer Joachim Löw sind unangebracht.

Der 16. Oktober 2012 hat Joachim Löw noch immer nicht losgelassen. Diese unerklärliche zweite Halbzeit gegen Schweden, als aus einer Fußballsternstunde in Windeseile ein Albtraum wurde. Als sein Team einen 4:0-Vorsprung noch aus der Hand gab. Als sich die Enttäuschung nach dem EM-Aus in Skepsis verwandelte. Skepsis gegenüber ihm. Skepsis gegenüber seiner Fußballphilosophie. Am Mittwoch, nach dem überzeugenden Sieg seiner Elf gegen Frankreich, sagte Löw einen Satz, der zeigte, dass ihn diese dunkle Stunde von Berlin noch immer umtreibt: "Wir haben nie die Kontrolle verloren wie gegen Schweden."

Das hatte seine Mannschaft in der Tat nicht. Gegen ein gutes französisches Team zeigte die DFB-Elf den besten Auftritt seit Langem – ohne die Stammspieler Klose, Schweinsteiger, Badstuber und Reus wohlgemerkt. Es war ein Qualitätsunterschied zu erkennen zwischen beiden Mannschaften, Löws Team wusste gar nicht wohin mit all der Kraft und Spielfreude, mit ihrer Geschwindigkeit und Kombinationslust. All diese Dinge werden Löw gefallen haben. Und sie werden ihn auch beruhigt haben nach der heftigen Kritik der letzten Monate.

Wo würde der deutsche Fußball ohne Löw stehen?

Erstmals in seiner Zeit als Bundestrainer bekam Löw öffentlichen Gegenwind zu spüren, selbst seriöse Medien stellten die Frage, ob Löw noch der geeignete Mann sei, um dem deutschen Fußball endlich wieder einen großen Titel zu bescheren. Löw hat diese Zweifel zur Kenntnis genommen, er hat selbst erkannt, dass das Spiel seiner Elf noch Schwächen offenbart. Dass er die Defensive stärken muss. Dass es in wichtigen Spielen mehr braucht als schicke Ballstafetten.

Von seiner eigenen Fußballidee ist Löw jedoch keinen Zentimeter abgerückt. Er hat sie verteidigt. Weil er an sie glaubt. Die DFB-Elf steht für modernen, hoch attraktiven Offensivfußball – daran wird sich unter Löws Regie nichts ändern. Und das ist gut so. Sie kann ja auch gar nicht anders bei all den Klassespielern wie Özil, Müller, Gündogan, Reus oder Götze. Ob diese Ausrichtung am Ende den ersehnten Titel bringt, oder ob ein anderes Konzept erfolgversprechender ist – darüber kann man nur spekulieren. Sicher ist, dass Löw den deutschen Fußball auf ein neues Niveau gehoben hat, das aktuell nur die Spanier übertreffen. Allein schon dafür sollte man ihm dankbar sein. Denn sonst würde man Abende wie diesen in Paris nicht erleben.

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