DFB-Team Rückkehrer Metzelder spürt "positiven Druck"

Nach über zwei Jahren Abstinenz hat Christoph Metzelder den Sprung zurück zur Nationalmannschaft geschafft. Im Hinblick auf die WM gilt der talentierte Abwehrspieler schon wieder als Hoffnungsträger von Jürgen Klinsmann.

Der Rückkehrer strahlte über das ganze Gesicht und fühlte sich trotz der vielen vertrauten Gesichter fast wie ein Neuling. "Das ist ein toller Tag für mich. Ich bin zwar kein Nationalmannschafts-Frischling, aber eine gewisse Anspannung ist da", gestand Christoph Metzelder offen sein Herzklopfen, als er sich am Dienstag in Hamburg nach zweieinhalb Jahren zwischen Hoffen und Bangen endlich wieder im Kreis der deutschen Kicker-Elite bewegte.

Als großer WM-Hoffnungsträger im Krisenzentrum Innenverteidigung sieht sich der Dortmunder nicht - jedenfalls noch nicht. "Ich möchte perspektivisch in diese Rolle hineinwachsen", betonte er. Natürlich ist die WM im kommenden Jahr sein großes Ziel, sogar den Titelgewinn hält der 24-Jährige für "realistisch". Aber seine Gegenwart wird von Bescheidenheit geprägt. "Ich stelle keine Ansprüche. Wenn man nach zweieinhalb Jahren zurückkommt in diesen Kreis, ist schon jedes Training ein großes Geschenk", bemerkte der Abwehrspieler.

"Spüre positiven Druck"

Auf der Achterbahn seiner Karriere hat Metzelder in wenigen Profi- Jahren mehr erlebt als andere in über einem Jahrzehnt. Mit 21 wurde er in Japan und Südkorea Vize-Weltmeister, mit 22 drohte ihm das jähe Ende seiner Laufbahn. "Eine dritte Achillessehnen-Operation wäre wohl das Aus gewesen", sagte er in Hamburg. Jetzt steht er als 24-Jähriger vor dem Sprung auf den WM-Zug 2006. "Für mich schließt sich ein Kreis: Vor einem Jahr habe ich in Borussias Amateurteam gegen Eintracht Braunschweig in der Regionalliga mein Comeback gefeiert, jetzt bin ich wieder bei der Nationalmannschaft. Das ist ein weiterer Schritt, um die Vergangenheit abzuhaken."

Ein logischer und auch nötiger Schritt. Klinsmanns Berufung für die Länderspiele gegen die Türkei und China hat Metzelder nochmals angespornt. Gegen Mainz schoss er vor einer Woche prompt sein erstes Bundesligator, am Sonntag war er beim 0:0 seiner Borussia gegen den VfB Stuttgart der beste Mann auf dem Platz. "Ich kann jetzt den nächsten Schritt gehen", betonte er: "Ich spüre nur positiven Druck." Schon den ungeliebten Fitnesstest absolvierte er mit Freude: «Da kann ich sehen, wo ich nach meiner Verletzung noch Defizite habe."

Metzelder bricht Lanze für Wörns

Mit seiner Ausstrahlung und seinen Führungsqualitäten könnte er der jungen und unerfahrenen deutschen Abwehr den nötigen Halt geben. Allerdings ist Metzelder noch lange nicht wieder in der Verfassung wie vor der langwierigen Verletzung. Monatelang konnte er nach den Operationen nur mit Spritzen und Schmerztabletten spielen. Jetzt ist er endlich wieder schmerzfrei - und enorm motiviert. "Wenn man mitfährt in die Türkei, will man natürlich auch spielen - und wenn es nur eine Minute ist."

Als er am 12. Februar 2003 beim 1:3 gegen Spanien in Palma de Mallorca sein 16. und bislang letztes Länderspiel bestritt, stand hinter seiner Aufstellung kein Fragezeichen. Damals bildete Metzelder mit seinem Dortmunder Teamkollegen Christian Wörns die Innenverteidigung. Den 33-Jährigen wüsste er auch im Nationalteam am liebsten neben sich. "Christian ist einer der besten Verteidiger." Aus dem Streit zwischen Bundestrainer Jürgen Klinsmann und Wörns, der verärgert auf seine Ausbootung für die Länderspiele gegen die Türkei und China reagiert hatte, hält sich der Rückkehrer aber heraus: "Das ist Sache zwischen dem Trainer und Wörns." Immerhin ist sein Vereinskollege im Nationaltrikot auch ein direkter WM-Konkurrent.

DPA

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