"I wer' narrisch", brüllt der österreichische Radioreporter Edi Finger ins Mikrofon - voller Überschwang und Begeisterung. Es ist der 21. Juni 1978 in Córdoba, Argentinien. Hans Krankl hat gerade im letzten Zwischenrunden-Spiel der WM in das 3:2 gegen die deutsche Mannschaft erzielt. Seither ist die argentinische Stadt in der Alpenrepublik ein Synonym für den größten sportlichen Triumph des Nationalteams. Umgekehrt spricht man in Deutschland immer von der "Schmach von Córdoba". Letzteres völlig zu Recht, denn gegen den fußballerisch zweitklassigen Nachbarn zu verlieren, ist wahrhaft beschämend.
Wieso aber sich dieses Spiel in das nationale Gedächtnis der Österreicher eingebrannt hat, ist nicht nachzuvollziehen. Denn das Turnier war für die Rot-Weiß-Roten zu diesem Zeitpunkt bereits gelaufen. Dabei hatte die WM so gut angefangen: Das Team von Trainer Helmut Senekowitsch war mit zwei Siegen gegen Spanien und Schweden in das Turnier gestartet: Lediglich dem großen Favoriten Brasilien musste sich die Elf knapp geschlagen geben; aufgrund des besseren Torverhältnisses reichte es aber dennoch für den Sieg in dieser starken Gruppe.
Nur noch theoretische Chancen auf das Finale
Die Zwischenrunde holte die Österreicher dann aber wieder auf den Boden der Tatsachen zurück: Mit 1:5 geriet man gegen den späteren Finalisten Niederlande unter die Räder, es folgte ein 0:1 gegen Italien. Damit war die letzte Partie gegen Deutschland schon vor dem Anpfiff bedeutungslos geworden. Zumindest fast bedeutungslos: Die DFB-Elf hatte noch eine theoretische Chance auf das Erreichen des Finales. Dazu hätte ein deutlicher Sieg hergemusst - bei einem gleichzeitigen Unentschieden zwischen Holland und Italien.
Beides blieb bekanntlich aus. Doch aus eigener Kraft konnte Österreich nicht gewinnen. Erst ein Eigentor des späteren Bundestrainers Berti Vogts brachte den Gegner wieder zurück ins Spiel. Am Ende hatte der Außenseiter dank zweier Tore von Hans Krankl die Nase vorn - und trat zusammen mit Deutschland die Heimreise an.
Es blieb die Schadenfreude, dem großen Nachbarn in die Suppe gespuckt zu haben. Es sollte für lange Zeit der letzte Grund zur Freude sein: Denn während Deutschland in den folgenden Jahren vier Mal ein WM-Finale erreichte, einmal Welt- und zweimal Europameister wurde, versank Österreich in der fußballerischen Bedeutungslosigkeit. Große Triumphe sehen anders aus.