Österreich - Polen Ausgleich in der Nachspielzeit

Kaum einer hatte mehr damit gerechnet: Die Nachspielzeit läuft bereits, da zeigt der Schiedsrichter auf den Elfmeterpunkt. Österreichs Ivica Vastic behält die Nerven und gleicht in der 93. Minute zum 1:1 gegen Polen aus. Sekunden später ist Schluss.

Polen hat dem EM-Gastgeber einen weiteren Dämpfer versetzt, aber noch ist Österreich nicht verloren. Ein Elfmeter-Treffer von "Oldie" Ivica Vastic in der dritten Minute der Nachspielzeit bescherte den Österreichern im Duell der EM-Neulinge in letzter Minute ein 1:1 (0:1). Die Österreicher müssen damit am Montag ausgerechnet gegen den Erzrivalen Deutschland gewinnen und auf kroatische Schützenhilfe hoffen, um doch noch ins Viertelfinale der Fußball-Europameisterschaft einzuziehen. Die Kroaten (6 Punkte) stehen nach dem 2:1 gegen Deutschland als Gruppensieger fest.

Vor 51.428 Zuschauern im ausverkauften Ernst-Happel-Stadion in Wien hatte der eingebürgerte Brasilianer Roger Guerreiro nach einer halben Stunde die Polen in Führung geschossen. Das Austria-Team verhinderte nach dem 0:1 gegen Kroatien mit einem Kraftakt die zweite Niederlage im zweiten Gruppenspiel und kann dank des Last-Minute-Treffers des eingewechselten Vastic noch auf ein Weiterkommen hoffen. Auch Polen (1 Punkt) könnte mit einem Sieg gegen Kroatien zum Vorrunden-Abschluss am Montag noch das Viertelfinale erreichen.

"Die sind jetzt angeschlagen"

"Der Einsatz der Mannschaft war sehr gut. Wir haben mit Leidenschaft gespielt", sagte Österreichs Teamchef Josef Hickersberger. "Jetzt haben wir das nächste Endspiel gegen Deutschland. Die sind haushoher Favorit, aber mit den Zuschauern im Rücken haben wir eine Chance", sagte Abwehrspieler Sebastian Prödl, der vor dem Elfmeter umgerissen worden war. "Ich glaube schon, dass die Deutschen zu besiegen sind", meinte Vastic. "Die sind jetzt angeschlagen. Werden wir sehen, wer die stärkeren Nerven hat."

Drei Großchancen, kein Tor

Hickersberger hatte sein Team im Vergleich zur Pleite gegen Kroatien auf ein offensiveres 4-4-2-System umgestellt und drei neue Spieler aufgeboten. Für Joachim Standfest, Ronald Gercaliu und Jürgen Säumel rückten der Neu-Frankfurter Ümit Korkmaz, György Garics und Christoph Leitgeb in die Start-Elf. Das machte sich von der ersten Spielminute an bemerkbar. Drei Großchancen erarbeiteten sich die Österreicher in den ersten 15 Minuten. Zweimal scheiterte Bremens Angreifer Martin Harnik an Polens Torwart Artur Boruc (11./14.), und auch Leitgeb konnte den starken Schlussmann von Celtic Glasgow aus kurzer Distanz nicht überwinden (16.). "Wir haben unsere Chancen gehabt, in Führung zu gehen, aber nicht genutzt", so Hickersberger.

Die Polen beschränkten sich nach dem 0:2 im ersten Gruppenspiel gegen Deutschland zunächst auf die Defensive - und stellten nach einer halben Stunde den Spielverlauf auf den Kopf. Die erste gefährliche Aktion vor dem Tor von Austria-Keeper Jürgen Macho wurde mit dem ersten polnischen Treffer bei einer EM belohnt. Nach einer Hereingabe von Marek Saganowski war der neu ins Team gerückte Guerreiro zur Stelle und staubte aus kurzer Distanz ab. Die Fernsehbilder zeigten allerdings, dass der im April eingebürgerte Brasilianer aus Sao Paulo beim Querpass von Saganowski klar im Abseits stand. "Das ist ein Riesenfehler", analysierte der frühere internationale Fußball-Schiedsrichter und ZDF-Experte Urs Meier.

Später Lohn für eine gute Leistung

Die Gastgeber waren sichtlich schockiert von dem überraschenden irregulären Gegentreffer. Das Offensiv-Feuerwerk war erst einmal verglüht, der ansehnliche Risiko-Fußball der Anfangsphase nicht mehr zu erkennen. Österreich tat sich plötzlich schwer gegen die dicht gestaffelte Hintermannschaft der Elf von Trainerfuchs Leo Beenhakker. Die Polen agierten deutlich verbessert im Vergleich zum Deutschland- Spiel. Gegen den Wolfsburger Jacek Krzynowek musste Macho in höchster Not retten (64.). Hickersberger reagierte und brachte Vastic für Ivanschitz und Roman Kienast für Roland Linz. Österreich berannte das Tor der Polen und wurde in der Nachspielzeit belohnt.

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Gerd Münster und Arne Richter/DPA

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